Mein Bademoden-Inferno

Mein Bademoden-Inferno

Heute schreibt Kolumnistin Alexandra Loos über Hagelschäden und Bingo-Wings, über den Umsatzkiller in Umkleidekabinen und über unser eigenes Kopfkino, dessen überschäumende Phantasie manchmal einfach nur hinderlich ist. Alex und ihr persönliches Bademoden-Inferno.

Die Anzeichen, dass in Deutschland Sommer ist, sind vollgestopfte Autobahnen, qualmende Gartengrills und der temperaturliche Wechsel von Sibirien zur Sahara.

Das Ganze am Besten innerhalb von 48 Stunden und nach Möglichkeit dazwischen noch ein wütendes Gewitter mit jeder Menge Platzregen.

Mein persönliches Sommerhoch bekommt regelmäßig einen Dämpfer, wenn es darum geht, die Kleidung den Höllentemperaturen anzupassen und auf ein Minimum zu reduzieren.

Zum Vorschein kommt bei mir, wie bei so manch anderer, dauerjungen Lady, meist nichts Gutes.

Sportfaulheit gepaart mit altersbedingtem Bindegewebserschlaffen und winterweißem Teint ist nicht gerade das, was ich mir als Schönheitsideal vorgestellt habe.

In den kalten Monaten noch gnädig versteckt unter Schichten von wohlmeinenden Stofflagen, präsentieren sich die sanierungsbedürftigen Extremitäten in grellem Licht und starten ihren Angriff auf das Selbstbewusstsein.

So treffen dann Hagelschäden und Bingo-Wings auf das  Bedürfnis, sich mit so wenig Stoff als möglich in die Nähe eines Schwimmbeckens oder eines Badesees zu begeben.

Dort bin ich aber erstens nicht allein und zweitens ohne Tarnumhang, was mich persönlich bei der Wahl meiner Nicht-Bekleidung für das kühlende Nass vor ungeahnte Herausforderungen stellt.

Der Bikini, früher mein sommerlicher Dauerbegleiter, ist mittlerweile keine gute Idee mehr.

Die üppigen Rundungen und das nicht mehr ganz so straffe Gewebe neigen dazu, sich das bisschen Stoff einzuverleiben und mich wie ein explodierender, überquellender Muffin aussehen zu lassen.

Ja, der Zahn der Zeit hat gewaltig an mir genagt und die Leckereien, die ich mir genüsslich einverleibe, tun das Übrige.

Auch wenn ich sonst über ein enormes Maß an Selbstsicherheit und einen ausgeprägten LMAA-Faktor verfüge, wenn es darum geht, was Andere von mir denken, muss ich mich ja nicht zwanghaft als Zielscheibe der Plantschbecken Besucher anbieten.

Also wird es ein Badeanzug und ich zuckel los, um nach einem schicken Model zu fahnden, welches mich mindestens 20 Kilo leichter und 10 Jahre jünger aussehen lässt. Oder doch lieber anders rum? Verführerischer Gedanke 😉

Als erstes versuche ich mein Glück bei Charme & Anmut, deren Preise meinen Geldbeutel erfreuen. Es ist ja nicht notwendig, dass ich für einen Fetzen Stoff, den ich vermutlich nach 10 mal tragen verabschieden werde, einen Haufen Geld liegen lasse. Da investiere ich doch lieber in gutes Essen. Zu mir hatte mal vor langer, langer Zeit eine sehr coole, ältere Lady gesagt: „Essen ist der Sex des Alters!“

Okay, davon hab ich verdammt viel.

Bewaffnet mit einer kläglichen Auswahl an stofflichen Kompromissen trete ich den Gang nach Canossa an, in dem Fall ist es die Umkleidekabine.

Es ist mir jedesmal ein Rätsel, warum die Verantwortlichen dort ekelhaft grelles Licht installieren und das häufig auch noch von oben. Das ist der Umsatzkiller schlechthin und ein Angriff auf jedes Ego.

Ich mache es kurz: Nix dabei für mich, in fühlte mich überall wie Tamara, die tanzende Presswurst und das war mir dann doch einen Tacken zu heftig.

Fündig wurde ich schließlich in einem hochwertigen Geschäft von Miederwaren & Bademoden (hätten die nicht wenigstens Dessous schreiben können?) und meine Kreditkarte wurde großzügig belastet.

Da sich in diesen hochpreisigen Läden auch meist sehr gut geschulte Verkäuferinnen tummeln, die den Verkaufsprozess positiv mir einem Glas Prosecco oder Espresso plus Praline unterstützen, hatte ich in der schicken Tasche noch einen Pareo aus freundlichem Schwarz.

Dieses Figur-Verhüllerli kaschiert wirklich hervorragend meine optischen Baustellen und ist jeden Cent wert. Prädikat „Empfehlenswert“

Dann kann das Abenteuer „Badespass im kühlen Nass“ ja losgehen. Dachte ich. Pustekuchen!

Die Baustellen kamen jetzt ja alle zum Vorschein und machten die Vernachlässigungen sichtbar.

Also Termin bei der Pedicure und beim Waxing vereinbaren, selber mache ich das nicht mehr.

Das Erste, weil Busen & Bauch im Weg sind und ich einen bedrohlichen Sauerstoffmangel bei Bücken bekomme.

Das Zweite, weil es eine enorme Überwindung  bedeutet, sich den Pelz selbst mit Wachs zu entfernen, damit auch nichts aus dem Bade-Schutzanzug heraus linst.

Und ich bin im Alter einfach bequem geworden und leiste mir den Luxus, mich hinzusetzen und zu sagen: “Dann legen Sie mal los und machen Sie Unmögliches möglich!“

Gepimpt, gepresst, gerupft und gepampert ging es endlich los und ich fuhr zum Badesee.

Dort angekommen und nach gefühlten Stunden der Parkplatzsuche, suchte ich ein passendes Plätzchen. Nah am Wasser, entfernt von Frisbee Scheiben und kreischenden Kids mit Wasser-Bazookas in den Händen und bitte nicht in der unmittelbaren Einflugschneise des Imbiss Standes.

Mein Badeanzug hielt zwar meine Mitte in Schach, aber meine Oberschenkel, deren Oberfläche einem Hagelschaden ähnelt, hatten so ihre eigenen Moves, wenn ich mich bewegte.

Ja, das mit dem Selbstbewusstsein und der Eitelkeit ist so eine Sache und in meinem Fall stark von der Tagesform abhängig.

Gerade dann, wenn du als Frau durch deine Hormone sämtliche Gefühlswelten durchläufst, ist es nicht immer einfach, souverän auf das Außen zu reagieren.

Bei mir kommt da häufig das unsichere, kleine Mädchen durch und auch eine neue Verletzlichkeit, die mit dem ganze Veränderungsprozess der Wechseljahre einhergeht und die mich mal in ein scheues Reh, dann wieder in eine durchgeknallte Furie verwandelt. Dr. Jekyll & Mrs. Hyde im Spurwechsel.

Nachdem ich festgestellt hatte, dass sich bei meinem Badeausflug keine Sau um mich gekümmert hatte, keiner hat mich ausgelacht (zumindest habe ich nichts davon bemerkt) war ich relaxter.

Ich war beileibe weder das einzige Moppelchen noch hatte ich das schlimmste Dörrfleisch am Oberarm, also alle Szenarien mal wieder nur die Ausgeburt meiner überschäumenden Phantasie und meiner gelegentlich auftretenden Unsicherheit.

Ja, auch Frauen mir frecher Klappe und einem enormen Vorrat an Selbstsicherheit und Vortragserfahrung haben ihre schwachen Momente.

Und die haben wir fast alle und nicht mehr oder weniger in Zeiten der Veränderung in den Wechseljahren.

Ich kenne zumindest keine, die nicht auch ihre Selbstzweifel hat und mit ihrem Äußeren in irgendeiner Form hadert.

Es ist einfach nur eine Frage, wie wir damit umgehen und ob wir uns dadurch beschränken lassen.

Aber mal ganz ehrlich: Wir sind Königinnen! Verdammt coole Weibsbilder, die das Leben rocken und Unmögliches möglich machen.

Life is a bitch, don´t take it too serious.

Lasst es knacken, Ladies!

Eure Alex

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Alex Loos
Alex Loos

Alexandra Loos ist seit 1989 selbstständig und Expertin für Verkauf, Image-Marketing, Kommunikation & High Performance. Ihre Leidenschaft gilt dem Vermitteln von Methoden, um als Frau selbstsicher und charismatisch im Business auftreten und entspannt verkaufen zu können. Vom Hidden Experte zum überzeugenden Auftritt Deiner Personal Brand. www.alexandra-loos.com

Alex Loos
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Alexandra Loos ist seit 1989 selbstständig und Expertin für Verkauf, Image-Marketing, Kommunikation & High Performance. Ihre Leidenschaft gilt dem Vermitteln von Methoden, um als Frau selbstsicher und charismatisch im Business auftreten und entspannt verkaufen zu können. Vom Hidden Experte zum überzeugenden Auftritt Deiner Personal Brand. www.alexandra-loos.com

Alle Aussagen und Empfehlungen in diesem Artikel sind sorgfältig recherchiert und für gesunde Frauen gedacht. Unsere Beiträge bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat und es wird keine Haftung übernommen. Auf jeden Fall solltest Du Dich in deinen Wechseljahren regelmäßig mit deinem Gynäkologen besprechen, gegebenenfalls auch mit Endokrinologen und Heilpraktiker.

1 Gedanke zu „Mein Bademoden-Inferno“

  1. Wieder mal ein köstlicher Beitrag! Vielen Dank, Alexandra, fürs Schreiben und Gela für die Kolumne!

    Ich hatte letztens auch ähnliches erlebt. In meiner großen Sommerpause geht es in den Süden und ich habe keine Lust auf einen feucht glitschig am Bauch klebenden Badeanzug. Wenn ich mich gewichtstechnisch in den vergangenen 25 Jahren auch etwa verdoppelt habe: Schwimmen kann ich immer noch wie ein Fisch und so schnell bekommt man mich aus dem Wasser nicht wieder raus. Vorteil: Man sieht die Rundungen nicht.

    Was mir da aber an Auswahl an Bikinis ins Haus schneite, war die pure Frechheit. Gepolsterte Oberteile, die Suspensorien alle Ehre machten und – da ich den runden „Negerpopo“ meiner Mama geerbt habe, vieeeel zu groß. Es hat eine intensive Online-Suche erfordert, um etwas zu finden, das mir sowohl im Design gefiel (warum glauben alle Designer, Frauen mit großen Größen lieben Blumenmuster?), keine Ritterrüstung mitbrachte und nicht mein gesamtes Urlaubsbudget aufbraucht.

    Das hätte ich mir im örtlichen Fachhandel gar nicht antun wollen – und mein lautes und nicht ganz jugendfreies Schimpfen auch nicht den dortigen Verkäuferinnen.

    Im dritten Anlauf bin ich dann doch fündig geworden. Schwimmen im Meer ist gerettet!

    Zauberhafte Grüße
    Birgit

    Antworten

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