Wir schauen uns heute an, welche Aufgaben das Progesteron, auch als Gelbkörperhormon bekannt, in Deinem hormonellen Stoffwechsel erledigen muss und was in den Wechseljahren damit passiert. Dann bilden wir uns ein Urteil, ob das Wohlfühlhormon Progesteron auch hält, was es verspricht.
Anschließend erhältst Du ganz konkrete Tipps, wie Du Deinen Körper unterstützen kannst, wenn der Progesteronspiegel in der Prämenopause nicht auf gewünschten Level ist, also ein Progesteronmangel vorliegt.
Die wichtigsten Aufgaben des Progesterons
Um die Funktion des Progesterons zu verstehen, müssen wir in die Zeit vor den Wechseljahren zurückgehen. Als Botenstoff ist das Progesteron im zweiten Teil des Zyklus besonders wichtig, hat aber auch wichtige Aufgaben außerhalb des Geschlechtstraktes. Hier die wichtigsten:
Alles klar für eine Schwangerschaft
Progesteron ist das sogenannte Gelbkörperhormon. Der Gelbkörper (medizinische Bezeichnung: Corpus luteum) entsteht im Eierstock nach dem Eisprung aus dem geplatzten Eibläschen (Follikel). Im Gelbkörper werden die Hormone Östrogen und Progesteron produziert. Progesteron wird verstärkt in der zweiten Zyklushälfte ausgeschüttet und sorgt dafür, dass sich die Gebärmutter für eine mögliche Schwangerschaft optimal vorbereitet.
„Entspann Dich mal“
Für dieses Gefühl des Wohlbefindens sorgt das Gelbkörperhormon, in dem es die sogenannten GABA-Rezeptoren (Gamma-Amino-Butter-Acid) im Gehirn stimuliert. Die Information dieses Botenstoffes lautet: „Entspanne Dich. Alles ist gut.“ Progesteron sorgt dafür, dass die Rezeptoren für das GABA empfindlicher werden und damit das GABA bessern wirken kann.
Aktiver Stoffwechsel
Zusätzlich hat das Progesteron weitere Aufgaben im Stoffwechsel. Es sorgt dafür, dass die Körpertemperatur um 0,5° bis 1° Celsius steigt. Damit kurbelt es den Stoffwechsel an und unterstützt so auch die Schilddrüse. Außerdem wirkt es als natürliches Diuretikum. Das bedeutet, dass es überschüssiges Gewebewasser ausscheidet und wir Frauen uns nicht mit übermäßige Wassereinlagerungen in den Beinen herumschlagen müssen.
Das vielseitige Hormon unterstützt außerdem den Knochenaufbau und sorgt für einen verbesserten Umgang mit Stress.
Progesteron und die Wechseljahre
Nun hast Du einen kleinen Überblick, wie das Progesteron idealerweise arbeitet.
Doch was geschieht, wenn der Körper zu wenig Progesteron bildet, wie auch immer wieder in den Wechseljahren? Welche Symptome treten auf?
Da bereits in der Prämenopause das feinabgestimmte Zusammenspiel von Östrogen und Progesteron aus dem Gleichgewicht geraten kann, starten viele Frauen bereits mit einem Progesteronmangel in die Wechseljahre.
So zeigt sich häufig ein Progesteronmangel
Sollten Dir sehr starke Blutungen, Schlafstörungen vor den Tagen oder auch starke prämenstruelle Beschwerden bis zu 10 (!) Tage vor Beginn der eigentlichen Regel bekannt vorkommen, spricht vieles für einen akuten Progesteronmangel.
Dein Körper reagiert dann auf allen Ebenen auf das hormonelle Ungleichgewicht.
Hier spielt besonders das GABA eine Rolle, das für ein entspanntes und ausgeglichenes Wohlbefinden sorgen soll. Ist nicht genügend Progesteron im Blut vorhanden, können die GABA-Rezeptoren nicht stimuliert werden und frau versteht sich selbst nicht mehr.
Die extremen Stimmungsschwankungen, die so typisch für die Wechseljahre sind, überfordern sie. Manchmal können sich die Stimmungsschwankungen bis zu unkontrollierbaren Angstzuständen und Panikattacken ausweiten.
Auch starke Müdigkeit, heftige Migräneattacken und plötzliche Wassereinlagerungen sind häufige Symptome in der Prämenopause und können das Leben stark belasten.
Progesteronmangel in der Prämenopause
Spätestens mit Beginn der Prämenopause, das sind die acht bis zehn Jahre (!) vor der eigentlichen Menopause, kann ein Progesteronmangel entstehen. Von der Menopause selbst spricht man, wenn mindestens ein Jahr lang keine Blutung mehr erfolgt ist.
Die einzelnen Phasen und die Dauer der Wechseljahre sind in diesem Artikel ausführlich beschrieben.
In der ersten Phase der Wechseljahre, der Prämenopause können immer mal wieder sogenannte anovulatorische Zyklen stattfinden. Das heißt, es findet kein Eisprung statt. Daraufhin wird kein Progesteron gebildet, da es keinen Gelbkörper gibt, der das Progesteron bilden sollte.
Obwohl jedoch kein Eisprung stattfindet, wird trotzdem Östrogen gebildet.
So entsteht ein Ungleichgewicht zwischen den Hormonen Östrogen und Progesteron. Es ist zu viel Östrogen und zu wenig Progesteron im Blut. Dieser Zustand wird auch Östrogendominanz genannt.
Je älter wir werden, desto häufiger kann ein anovulatorischer Menstruationszyklus stattfinden. Und mit jedem ausbleibenden Eisprung verschiebt sich das Verhältnis der Sexualhormone zugunsten des Östrogens. Dadurch kann es passieren, dass sich die sich aufbauende Gebärmutterschleimhaut stärker ausbildet als normal und damit stärkere und längere Blutungen stattfinden.
Außerdem reagiert der Körper auf den Progesteronmangel und das Zuviel an Östrogen vielleicht auch mit empfindlicheren Brüsten oder Zystenbildung in der Brust.
Stress klaut Progesteron
Hatte Frau nicht bereits eh schon seit sie denken kann PMS oder immer wieder anovulatorische Zyklen, sorgt spätestens der Stress für einen Progesteronmangel.
„Wie kommt das denn jetzt, Alex?“, willst Du mich fragen? Das erkläre ich Dir:
Hast Du meinen letzten Artikel zur Nebennierenschwäche gelesen? Dabei habe ich Dir vom Cortisol, dem Stress-Hormon, erzählt. Das Cortisol hat tatsächlich auch bei der Bildung der Sexualhormone indirekt seine Finger im Spiel. Man spricht hier vom sogenannten „Progesteron-Steal“.
Das Hormon Progesteron ist ein Vorläuferhormon für die Bildung von Cortisol. Hat frau nun in ihren Wechseljahren viel (Dauer-)Stress, reagiert der Körper mit einer verstärken Ausschüttung von Cortisol. Er braucht also deutlich mehr Cortisol, als gebildet wird.
Um den Bedarf zu decken, schraubt der Körper die Bildung von Progesteron herunter, weil für ihn Fortpflanzung in stressigen Zeiten eh keine gute Idee ist und gewährleistet so, dass weiterhin ausreichend Cortisol zur Verfügung gestellt werden kann.
Das noch vorhandene Progesteron wird zudem wirkungslos, da die Progesteron-Rezeptoren der Körperzellen gleichzeitig blockiert werden. Es kann also nicht mehr andocken. Cortisol geht sozusagen fast über alles, da der Körper unbedingt den akuten Stress loswerden will.
„In den Wechseljahren landet frau somit schneller als sie es wahrhaben will, in einem Progesteronmangel und wundert sich, warum sie sich so müde, erschöpft, gereizt und angespannt fühlt.“ Alex Broll
Dafür habe ich Dir die folgenden fünf Tipps zusammengestellt, die vielen meiner Patientinnen sehr gut helfen, wenn der Progesteronspiegel in den Wechseljahren mal wieder im Keller ist.
5 Tipps, wie Du Deinen Progesteronmangel ausgleichen kannst
Wie Du bereits im Artikel über Gewichtsveränderungen in den Wechseljahren gelernt hast, trägt eine ausgewogene und frische Ernährung sehr deutlich zu einem gesunden Wohlbefinden bei.
Ernährung spielt auch in dieser Lebensphase eine große Rolle und wird häufig unterschätzt. Dabei geht es mehr um die ausgewogenen und frischen Lebensmittel, die Du gerne für Dich nutzen darfst und weniger um Einschränkungen und Beschränkungen, die Dir jegliche Freude am Essen nehmen.
Hier nun meine Tipps, wie Du einen Progesteronmangel ausgleichen kannst.
Progesteron-Tipp #1: Erhöhe Deine Vitamin C – Zufuhr
Vitamin C-haltige Lebensmittel, wie zum Beispiel Brokkoli und Rosenkohl sind besonders in den Wintermonaten eine gute Quelle für diese wertvollen Antioxidantien und sind bei uns sogar heimisch. Diese beiden Gemüsesorten enthalten etwa 110 mg Vitamin C auf 100 g. Im Vergleich liefern 100 g der weitgereisten Orange nur 50 mg Vitamin C.
Auch Paprika, Fenchel und Hagebutte sind wunderbar geeignet, um die Vitamin-C-Aufnahme zu steigern. Ein gesunder Mensch braucht im Durchschnitt etwa 80 bis 100 mg pro Tag. Sind wir allerdings gestresst oder besteht ein hormonelles Ungleichgewicht, brauchen wir eine höhere Dosis Vitamin C.
In einer Studie der Sapporo Medical University in Japan wurde festgestellt, dass sich bei Frauen, die bewusst Vitamin C eingenommen hatten, der Progesteronspiegel wieder normalisierte.
Progesteron-Tipp #2: Kräutertee statt Kaffee
Vielleicht erinnerst Du Dich an den letzten Artikel „Fällt es dir in den Wechseljahren auch so schwer, am Bauch abzunehmen“. In diesem Beitrag habe ich Dir auch erzählt, warum Kaffee und Co. nicht ideal für Deinen Cortisolspiegel sind.
Koffein bringt Deinen Stoffwechsel dazu, vermehrt das Hormon Cortisol auszuschütten und der schon oben erwähnte Progesteron-Steal wird verstärkt getriggert. Um das zu vermeiden, solltest Du auf alle coffein- und stark teeinhaltigen Getränke verzichten.
Wenn Du ohne Deinen morgendlichen Push nicht in Gang kommst, versuche doch mal, statt Deiner Tasse Kaffee, einen grünen Tee? Das kann für den Anfang ein guter Kompromiss sein.
Progesteron-Tipp #3: Mit Schüssler-Salzen sanft ausgleichen
Auch Mineralstoffe und Spurenelemente wirken sich positiv auf einen Progesteronmangel aus. Mit den Schüssler-Salzen Calcium carbonicum und Magnesium phosphoricum kann frau die Wechseljahresbeschwerden, wie durch Progesteronmangel, in vielen Fällen positiv unterstützen.
Calcium carbonicum wird gerne eingesetzt, wenn frau mit starken Wassereinlagerungen und Verdauungsbeschwerden zu kämpfen hat. In der der D6 kann die tägliche orale Einnahme von zwei oder drei Tabletten das Beschwerdebild mildern. Wichtig zu beachten ist, dass alle homöopathischen Arzneimittel über die Mundschleimhaut aufgenommen werden und deshalb nicht hinuntergeschluckt werden, sondern auf der Zunge zergehen müssen, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
Magnesium phosphoricum ist DAS Mittel bei allen Krampfzuständen. Auch eine innere Anspannung, also der innerliche Krampf, zählen zu den Einsatzgebieten dieses Schüssler Salzes. Es wirkt generell krampflösend und entspannt die Muskulatur. Gerne wird es eingesetzt bei krampfartigen Beschwerden des Magen-Darm-Traktes, aber auch bei menstruellen Beschwerden oder Kopfschmerzen. In der D6 kann es als sogenannte „heiße Sieben“ schnell Erleichterung bringen. Dazu gibt frau sieben Tabletten in ein Glas und füllt einen Schluck heißes (nicht kochendes) Wasser, verrührt die Tabletten mit einem Plastik- oder Holzlöffel, bis sie sich komplett aufgelöst haben und trinkt dann schluckweise und langsam das warme Wasser.
Progesteron-Tipp #4: Der bewährte Mönchspfeffer reguliert Progesteron
Phytotherapeutisch empfiehlt sich der Mönchspfeffer, auch Vitex agnus-castus genannt. Diese Heilpflanze findet schon seit Jahrhunderten Einsatz bei Regel- und Wechseljahresbeschwerden. Der Mönchspfeffer wirkt sich positiv auf den Progesteronspiegel aus. Am besten nimmt frau ein homöopathisches Produkt ab der D4 ein. Ob als Globuli oder Tinktur ist dabei eher unwichtig. Die Dosierung sollte allerdings sehr niedrig gehalten werden.
Von den Agnus castus D6 Globuli kann frau täglich 1 bis 2 fünf Globuli einnehmen. Greift sie auf die Urtinktur Vitex Agnus castus zurück, dann reichen 2x täglich drei Tropfen auf einen Schluck Wasser in einem Glas.
Progesteron-Tipp #5: Mit bioidentischen Hormonen ausgleichen
Manchmal ist der Progesteronspiegel bereits so niedrig, dass alleine eine gesunde Ernährung, Nahrungsergänzungsmittel oder phytotherapeutische Maßnahmen nicht mehr ausreichen. Dann kann die Anwendung von transdermalen Cremes mit bioidentischen Hormonen hilfreich sein.
Bioidentisch bedeutet, dass der Körper den Unterschied zwischen dem körpereigen produzierten und zugeführten Hormon nicht erkennt. Diese bioidentischen Hormone werden daher meist gut vom Körper aufgenommen und können einen starken Hormonmangel ausgleichen.
Wichtig sind hierbei allerdings eine physiologische Dosierung und ein verantwortungsvoller Umgang der Anwenderin. Es bedeutet niemals: viel hilft viel!
Die Verwendung von bioidentischen Hormonen ist nicht mehr für die Selbstmedikation geeignet, da eine regelmäßige Kontrolle der Hormonparameter erfolgen muss. Denn wo zunächst ein Mangel vorhanden war, kann unter Umständen bei falscher oder Überdosierung schnell ein Überschuss entstehen, der ebenfalls negative Symptome verursacht.
„Wenn Dich die Anwendung von bioidentischen Hormonen interessiert, dann wende Dich unbedingt an einen Therapeuten (Arzt oder Heilpraktiker), der sich auf diesem Gebiet sehr gut auskennt.“ Alex Broll
Liebe Leserin, Progesteron IST definitiv ein Wohlfühlhormon und nun weißt Du auch, woher es diesen Spitznamen hat.
Du kannst Deinen Körper mit passender Ernährung und Stressreduktion gut unterstützen, um den Hormonspiegel rund um Progesteron und Östrogen auch in den Wechseljahren besser auszugleichen. So können viele der belastenden Wechseljahresbeschwerden geringer werden oder sogar ganz verschwinden.
Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg zurück in Dein Hormongleichgewicht und Deine persönliche Balance findest und dabei immer gut für Dich sorgst.
Es gibt nicht die EINE Lösung zu Deinem Wechseljahres-Problem, sondern nur DEINE Lösung, die Du für Dich ganz individuell entwickeln kannst.
Probiere aus, was Dir guttut. Lass weg, was Dir nicht guttut und höre vor allem immer auf deine Intuition und dein Herz.
Damit Du Dich wieder rundum wohlfühlst.
Nimm Deine Gesundheit wieder selbst in die Hand und schreib mir gerne in die Kommentare, welche der Tipps Du ausprobieren wirst und wie sie Dir helfen.
Alles Liebe wünscht Dir,
Deine Alex
PS: Kennst Du unsere Webserie „Frauen im Wechsel“? Auf unserem Youtube-Kanal findest Du alle bisher veröffentlichten Folgen. Hier der kurze Trailer für Dich:
6 Gedanken zu „Progesteronmangel und wie Du das Wohlfühlhormon wieder aktivieren kannst“
Ein toller Artikel, danke! Ich arbeite viel mit hochsensiblen Frauen und das Hormonthema ist ein wichtiges, denn hochsensible Frauen haben hochsensible Körper, die Schwankungen oftmals viel stärker spüren…viele
Ärzte sind damit überfordert…deshalb ist immer mehr Aufklärung und Bewusstsein super…danke dafür!
Herzlich, Karin
Liebe Karin,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Hochsensibilität und Hormone sind ja noch ein ganz spezielles Thema. Gut, dass Du Dich dem so intensiv widmest! Und wir werden unsere Hormonreihe weiter fortsetzen…
Alles Liebe, Gela
Danke für diese tolle Erklärung und Aufklärung. Lieben Gruß Bine
Wir danken Dir für Deine Zeilen, liebe Bine. Lass uns gern wissen, falls Du mal einen Themenwunsch hast, zu dem Du hier noch nicht fündig geworden bist.
Alles Liebe, Gela
Danke für den tollen Bericht …ich habe seit 2 Jahren sehr stark mit Beschwerden zu kämpfen.Besonders morgentliche Unruhe , Zittern,Frösteln und täglicher Schwindel.Ich mache seit einem Jahr eine Hormontherapie aber es wird nicht besser.
Liebe Alex,
Dein Artikel zu Progesteron ist sehr interessant und auch wichtig! Allerdings solltest du bei deinen Empfehlungen vielleicht berücksichtigen, dass laut Prof. Dr. Mück ( Einer der Hormonspezialisten in Deutschland) eine Progesteroncreme nicht ausreicht um eine Erhöhung des Progesteronwertes zu erreichen. Vielleicht solltest du da noch mal genauer recherchieren.
Liebe Grüße, Barbara