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Alle Jahre wieder: Weihnachtsstress oder Happiness?

„Ich fasse es nicht!“ stöhnt Joya und wirft wütend ihr Handy auf den Tisch. „Kann ich denn nicht einen einzigen Tag mal meine Ruhe haben?“
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Schniefend und frierend schlüpft Joya wieder unter ihre warme Decke und zählt die zig zerknäulten Papiertaschentücher, die wie Schneebälle um sie herum liegen.

„Warum muss ich auch ausgerechnet jetzt diese fiese Erkältung bekommen?“

Schon vor Wochen hat sie sich drei freie Tage bei ihrem Chef erkämpft und ihre kleine Tochter, (wohlgemerkt mit einem ziemlich schlechten Gewissen) ein paar Stunden länger bei der Tagesmutter untergebracht, um in ihren freien Stunden in Ruhe die Weihnachtsgeschenke zu besorgen.

Stressfreie Weihnachtsvorbereitung war ihr Plan. Entspannt ihre To-Do-Liste abarbeiten, in Ruhe Weihnachtsgeschenke kaufen, ohne ein ungeduldiges Kind an der Hand. Doch stattdessen hat nun eine Grippe sie fest im Griff!

Joya denkt an das bevorstehende Weihnachtsfest und plötzlich laufen ihr Tränen übers Gesicht. „Wein-Nacht müsste das heißen!“ denkt sie und summt etwas sarkastisch die Melodie „Alle Jahre wieder“ vor sich hin. Zornig schnäuzt Joya geräuschvoll in den nächsten Taschentuch-Schneeball. „Gefühlsduselei steht nicht auf dem Plan!“ korrigiert sich Joya, und lenkt sich sofort von ihrem Heulanfall ab.

„Alle Jahre wieder, rollt der Weihnachts-Stress, auf uns Frauen nieder, von wegen Happyness…!“

Joya schleudert verzweifelt den nächsten durchnässten Papier-Schneeball von sich und überlegt:

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Warum schaffe ich es in diesem Jahr einfach nicht, mich auf Weihnachten zu freuen?

Früher war das doch alles ganz anders. Trotz Schnupfen glaubt Joya den Duft von Vanillekipferl und Bratäpfeln zu riechen. „Früher!“ schnaubt Joya, „Ich rede schon wie meine Mutter!“

Joya‘s Gefühlskarussell hüpft wie eine Berg- und Tal-Bahn zwischen Zorn und Selbstmitleid, zwischen Wutanfall und Tränenmeer auf und ab. „Das sind die Wechseljahre!“ flüstert ihr eine kleine böse Hexe ins Ohr.

„Sind sie nicht!“ entgegnet Joya ärgerlich, denn über dieses sensible Thema will sie jetzt nicht auch noch nachdenken. „Es ist schon lästig genug, nie zu wissen…“ Joya zieht ihre Augenbraue hoch und kleine Fältchen kräuseln ihre Stirn.

Früher saß sie stundenlang zwischen duftenden Tannenzweigen und piksenden Stechpalm-Ästen, um ihren geliebten Adventskranz zu binden. Pünktlich zum 1. Advent war ihr Haus festlich geschmückt und ihre Kinder knüpften mit verklebten Fingern Strohsterne.

„Früher!“ (dieses blöde Wort lässt sich nicht aus ihrem hitzigen Kopf drängen), früher hatte sie alle Weihnachtsvorbereitungen locker lässig und mit viel Freude und Begeisterung im Griff.

„Perfekt organisiert ist das beste Mittel gegen Weihnachts-Stress!“ lautete in den Vorjahren ihre Devise und jeder bewunderte sie für ihre durchgetaktete To-Do-Liste.

Vorfreude – wenn sie einfach nicht auftaucht

Aber in diesem Jahr will sich die Vorfreude einfach nicht einstellen.

„Was ist in diesem Jahr denn eigentlich so anders?“ überlegt Joya und atmet, so gut es eben geht, durch ihre verschnupfte Nase.

Ok, Punkt 1: Sie hat wieder angefangen zu arbeiten, seit sie eine Tagesmutter für die Kleine gefunden hat.

Punkt 2: Ihre Große hat seit ein paar Monaten einen Freund und keine Lust mehr auf das gemeinsame Plätzchenbacken. Und schon gar nicht „auf den ganzen Weihnachtskitsch“.

Punkt 3: Ihre Schwester hat schon wieder einen neuen Typ, und sie schon vorgewarnt, dass es zu Weihnachten keine Gans geben darf, weil „Schnurzel“ Vegetarier ist.

Punkt 4: Ihr Mann hat eine neue Position in der Firma und ist kaum noch zu Hause. An seine neue Sekretärin will sie gar nicht erst denken und streicht sich verstohlen über ihren nicht mehr flachen Bauch.

Joya stöhnt. Noch drei Wochen bis Heiligabend. „Früher war alles ganz anders!“ Trotzig wie ein Tonband in der Warteschleife wiederholt sich der Satz in ihrem Hirn-Karussell.

War früher tatsächlich alles besser?

Ungehalten steht Joya auf. „War früher tatsächlich alles besser?“ Joya sammelt ihre Taschentuch-Schneebälle ein und erlaubt sich fast nicht, weiter zu denken. Aber ihre Gedanken lassen sich nicht mehr stoppen. Ihre heile Weihnachtswelt, scheint sich auf einmal aufzulösen, als sie sich erinnert:

Wie oft hatte sie sich im stillen Kämmerlein überlegt, warum eigentlich immer SIE den ganzen Vorbereitungsstress hatte, während ihre Schwester zum Shopping nach New York flog und pünktlich zum Weihnachtsfest samt irgendeinem neuen Freund bei ihr auftauchte.

War es nicht so, dass sie sich manchmal sehnsüchtig gewünscht hatte, Weihnachten mit ihrem Mann und ihren Kindern ganz romantisch in einer Hütte in den Bergen zu verbringen? Stattdessen räumte sie ihr Jahr für Jahr stundenlang ihr eigenes Arbeitszimmer im Dachgeschoss zu einem Gästezimmer um, damit sich ihre Übernachtungsgäste wohlfühlen.

Und ist es nicht eine Tatsache, dass sie schon seit drei Jahren auf ihren besinnlichen Mitternachtsmesse-Besuch verzichtete, weil ihr Teenager keinen Bock mehr auf Spiele-Abend mit Oma und Opa hat, sondern lieber mit der Clique zur After-Christmas-Party geht.

Und ärgert sie sich nicht jedes Jahr über den Kommentar ihres Vaters „Wegen uns müsstest du dir diesen Act nicht machen! Würstel und Kartoffelsalat hätte auch gereicht!“, wenn sie nach dem 5-Gänge-Festtags-Menü die Küche aufräumt?

Hat eigentlich jemals irgendwer gefragt, wie SIE Weihnachten verbringen will?

Joya spürt ein Flattern in ihrem Herzen. Nichts Bedrohliches, es fühlt sich eher an, als würde ein Schmetterling an ihrem Herz vorbeiflattern und ihr zuflüstern: „Und was ist mit Dir?“

Sie kämpft mit den Tränen. „Ja, was ist mit mir?“ fragt sie sich und schämt sich fast ein bisschen dafür. „Was ist in all den Jahren mit mir passiert?“

Joya spürt einen dicken Kloß im Hals und mit einem tiefen Seufzer flüstert sie: „Dabei habe mir doch immer so große Mühe gegeben!“

Wie geht es Dir, wenn Du das liest? Erkennst Du Dich in Joya wieder?

Frauen wie Joya sind mir gut bekannt. Sie begegnen mir oft in meinen Kloster-Auszeiten, in Workshops und Vorträgen.

Es sind genau die starken Frauen, die sich seit vielen Jahren um alles kümmern und ihre eigenen Bedürfnisse weit hintenanstellen.

Es sind die wundervollen Frauen, die rund um die Uhr hervorragend funktionieren, weil sie sich selbst und ihre Wünsche und Träume schon längst verdrängt haben.

Es sind die beeindruckenden Frauen, die jeden Tag ihr Bestes geben, weil sie erst dann zufrieden sind, wenn es andere auch sind.

Es sind Frauen wie Joya, die sich die größte Mühe geben und dann mit den Tränen kämpfen. Gerade an Weihnachten. Dem Fest der Freude.

„Nur dann, wenn wir uns auch stetig um uns selbst bemühen, können wir aus tiefsten Freude-Quellen schöpfen!“ (Silke Steigerwald)

In diesem Jahr konnte Joya lernen, dass Mühe allein keine dauerhafte Freude erschaffen kann. Im Gegenteil!

Behutsam und entspannt holten sich Joya und viele anderen Frauen in meinen Kloster-Auszeiten ihre Freude zurück.

Was ist Dir selbst an Weihnachten wichtig?

Doch zurück zu Joya, sie hat eine kleine Übung gemacht, die ihr die Freude für IHR Weihnachtsfest zurückgegeben hat.

Denn „Wer ist eigentlich für das eigene Glück verantwortlich?“

Vielleicht magst du die Übung, die Joya geholfen hat, auch ausprobieren?

Hol‘ Dir ein schönes Blatt Papier und ein paar Farbstifte und schreibe anstelle einer To-Do-Liste einfach mal eine ICH-WILL-LISTE mit der Überschrift

WAS MIR AN WEIHNACHTEN WICHTIG IST:

Hier zeige ich Dir hier einen kleinen Ausschnitt aus Joya’s Liste:

  • Ich will einen Adventskalender…. für MICH!

Joya staunt nicht schlecht, als ihr auffällt, wie viele kleine versteckte Wünsche in ihr schlummern:

  • Da ist der Schal, den ich schon vor Tagen im Schaufenster der Boutique gesehen habe.
  • Da ist die Lieblingsschokolade, die ich mir immer verkniffen hat.
  • Da ist das Frühstück mit meiner Freundin, das schon seit Sommer geplant war.
  • Da ist das Buch, das ich schon seit Wochen lesen will.
  • Da ist der schicke Adventskranz, den ich letzte Woche im Blumenladen bewundert habe.
  • Da ist der Kinobesuch, die Theater-Aufführung, die Salzgrotte, das Museum, die Sauna, der edle Taschenkalender….
  • Ich will einen Christbaum. Das steht fest. Weihnachten ohne Christbaum geht nicht. Aber dieses Jahr gibt es keine unifarbigen Kugeln, die perfekt zu den neuen Vorhängen passen. Nein, dieses Jahr wird der Baum kunterbunt und fröhlich geschmückt!  Joya grinst und notiert: Dieses Jahr wird unser Christbaum perfekt unperfekt.
  • Ich will ein Weihnachtsmenü. Das gehört für mich an Heiligabend einfach dazu. Aber dieses Jahr koche ich kein 5 Gänge-Menü, sondern ein leckeres Weihnachtsbuffet, das sich gut bereiten lässt und bei dem für jeden – auch für Schnurzel – das Passende dabei ist.
  • Ich will Geschenke. Weihnachten ohne Geschenke ist blöd. Aber dieses Jahr werde ich nicht wie eine ausgestopfte Weihnachtsgans Geschenke durch die Stadt schleppen. Dieses Jahr verschenke ich an Weihnachten nur das, was mir am wertvollsten ist und was auch mir selbst Freude macht:  Und Joya notiert: Dieses Jahr verschenke ich Zeit.

Schreib Dir eine Geschenkeliste

Und so sah Joya’s Geschenke-Liste aus:

Für meinen Mann: Eine schöne Flasche Wein besorgen, Etikett ablösen und beschriften: „Ein Wochenende zu zweit mit einem Weinseminar“.

Für meine Tochter: Eine alte Videokassette beschriften mit der Aufschrift: „ein Abend im Kino“

Für meine Kleine: Eine gefilzte Feen-Figur mit einer Einladung in einen Märchenland-Park.

Für meine Eltern: Einen aufgeblasenen Wasserball, bunt beschriftet mit: „Ein Gutschein für einen gemeinsamen Besuch im Thermalbad

Für meine Schwiegereltern: Eine kleine Holzstaffelei aus dem Bastelladen mit einem Gutschein für einen gemeinsamen Ausflug ins Kunstmuseum

Für meine Schwester: Ein dekoratives Glas mit einer Puppentasse auf Kaffeebohnen als Gutschein für einen gemütlichen Café-Besuch

Für meinen Vielleicht-Schwager: Ein selbstgebasteltes Kochbuch für Vegetarier (dann könnte sie gleich selbst ein paar Rezepte entdecken)

Erleichtert entdeckt Joya, dass sich ihr ohnehin schon angespanntes Weihnachts-Budget plötzlich entspannt, weil sich die Ausgaben über die nächsten Monate verteilen.

  • Ich will Weihnachtslieder. Joya erinnert sich, wie peinlich das erzwungene Singen vor der Bescherung für alle Anwesenden ist und beschließt: Dieses Jahr wird die Weihnachts-CD beim Abendessen abgespielt, stattdessen gibt es eine schöne Weihnachts-Geschichte vor der Bescherung.

Joya notiert: Im Bücherladen stöbern und eine Weihnachtsgeschichte suchen.

  • Ich will Weihnachts-Dekoration! Doch Joya entscheidet sich dafür, dieses Jahr „nur“ Teller mit Kerzen und Tannenzweigen aufzustellen, statt an sämtlichen Fenstersimsen künstliche Lichterketten aufzuhängen. Und die Krippe kommt dieses Jahr in den Flur, gleich neben den Eingang. Dann ist das Chaos unter dem Christbaum auch erledigt.

Joya ist begeistert von ihrer Liste.

Nun bist du dran!  Was ist DIR an Weihnachten wirklich wichtig? Magst du uns darüber berichten? Am besten gleich in den Kommentaren unter diesem Artikel.

Weihnachten mit Happy End

Als Joya ihre ICH-WILL-Liste fertig geschrieben hat, knäult ihre alte To-Do-Liste zum Papier-Schneeball, verziert ihre neue Weihnachtsliste mit kleinen Tannenbäumen und Sternen, atmet tief durch und spürt noch einmal den kleinen Schmetterling an ihrem Herz vorbeihuschen.

Dieses Mal flüstert er ihr nichts zu, aber sein Flügelschlagen öffnet Joya’s Herz. Und plötzlich ist sie da, die Vorfreude.

Mit einem zufriedenen Lächeln holt sich Joya eine Tasse duftenden Tee und beginnt, entspannt ihre Weihnachtskarten zu schreiben:

Ich wünsche euch ein stressfreies Weihnachtsfest.
wie’s euch gefällt, und euer Herz klingen lässt.
Ich wünsch‘ Euch eine Weihnacht mit Freude im Herzen,
und besinnlichen Stunden bei leuchtenden Kerzen.
Ich wünsch‘ euch ein Fest, das ursprünglich ist,
mit Frieden und Liebe und in strahlendem Licht.

Herzlichst Eure Joya

Ich schließe mich Joya’s Wünschen an und wünsche Dir, liebe LEMONDAYS-Leserin ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

Deine Silke

Fotocredit: depositphotos.com @ paulmaguire

Zeit für Dich

Alle Aussagen und Empfehlungen in diesem Artikel sind sorgfältig recherchiert und für gesunde Frauen gedacht. Unsere Beiträge bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat und es wird keine Haftung übernommen. Auf jeden Fall solltest Du Dich in deinen Wechseljahren regelmäßig mit deinem Gynäkologen besprechen, gegebenenfalls auch mit Endokrinologen und Heilpraktiker.

1 Gedanke zu „Alle Jahre wieder: Weihnachtsstress oder Happiness?“

  1. Danke für diesen schönen Beitrag, liebe Silke,

    Meine ich will Liste ist dieses Jahr ein ganz großes NEIN zum Trubel.

    Ich will nicht mit der Restfamilie feiern
    Ich will Ruhe
    Ich will alleine sein und nur machen was mir gerade richtig erscheint und genau dann wenn es mich überfällt
    Ich will traurig sein und damit leben lernen
    Ich will meine beiden neu erstandenen Bücher lesen
    Ich will meine wundervoll geschmückte Weihnachtswohnung genießen
    Ich will mich viel im freien bewegen
    Ich will gemütlich, stressfrei Zeit auf meinem Sofa verbringen
    Ich will tanzen, träumen und lachen
    Ich will einfach nur ich sein
    Ich will keine Geschenke kaufen und verschenken – nur die Kinder bekommen eine Kleinigkeit
    Ich will mich selbst entdecken und einen Neustart hinlegen.
    Die Liste könnte ewig gehen:-)

    Auch ich wünsche euch ein wundervolles Weihnachtsfest. Ganz viel Lebensfreude!

    Von Herzen, Karin

    Antworten

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