Entspannte Wechseljahre
Uta Ossmann ist Expertin für Stressbewältigung und Nahrungsmittelallergien. In unserem sehr entspannten Gespräch ging es um die Bedeutung von Entspannung in der Lebensmitte, bei welchen Wechseljahresbeschwerden Entspannungstechniken helfen können und wie Uta selbst am liebsten relaxt.
Wer wissen möchte, wie man vor Power sprühen und gleichzeitig gelassen in sich ruhen kann, sollte sie übrigens unbedingt kennenlernen. Viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren des „Grübelstopps“.
Der Experten-Talk über Entspannungsmethoden, Lieblingstechniken und Tattoos als Anker.
Uta, Du unterstützt berufstätige Mütter dabei, einen entspannten Alltag zu gestalten und bei Stress gelassen zu bleiben. Wie bist Du dazu gekommen?
Aus der eigenen Erfahrung heraus. Ich habe schon immer viel und gern gearbeitet, aber als meine Kinder geboren wurden, war das eine ganz neue Erfahrung. Plötzlich 24 Stunden für andere verantwortlich zu sein, plus chronischer Schlafmangel. Dann war ich gerade von Hamburg nach Nürnberg gezogen und kannte dort niemanden. Dadurch hatte ich keinerlei Unterstützung und war schnell am Limit, da meine Kinder kurz aufeinander geboren wurden.
In dieser Zeit habe ich aktiv nach Lösungen gesucht und geschaut, wie ich meinen Alltag entstressen und wieder Energie aufladen kann. Weil mir das selbst so gut getan hat, habe ich mich dann immer weiter fortgebildet. Seit mehr als 10 Jahren berate ich jetzt berufstätige Mütter, wie sie entspannen und ihren Alltag entstressen können und gebe Yoga- und andere Entspannungskurse. Auch online.
Warum ist es eigentlich so schwer, sich zu entspannen?
Das hat viel damit zu tun, dass wir es gar nicht gewohnt sind. Von klein auf werden wir immer gefordert und auf Leistung getrimmt, aber uns wird nicht beigebracht, auch richtig zu regenerieren und die Akkus wieder aufzuladen. Als Erwachsene arbeiten wir dann immer nur ab und gerade wir Frauen sind erst für alle anderen da und nur, wenn dann noch Zeit und Kraft da ist, nehmen wir sie eventuell für uns selbst. Wenn da nicht noch so viel zu erledigen wäre….
Eine Kundin sagte mir kürzlich, sie traue sich gar nicht, sich eine Auszeit zu nehmen, denn ihr Mann ist doch auch immer so aktiv. Dabei war sie so erschöpft.
Und wenn wir uns dann doch einmal die Zeit nehmen, dann fällt uns das Entspannen wirklich schwer, weil es so ungewohnt ist.
Können wir Entspannung wirklich lernen?
Auf jeden Fall! Entspannung ist in jedem von uns angelegt. Unser Nervensystem teilt sich in zwei Teile: In den Sympathikus, der uns aktiviert und den Parasympathikus, der uns regeneriert.
Stell Dir eine Situation in der Steinzeit vor: Du stehst einem Säbelzahntiger gegenüber und willst flüchten. Folgendes passiert dann in Deinem Körper: Er mobilisiert alle Kräfte, die er hat, der Sympathikus wird aktiv: Er lässt Deine Herzfrequenz steigen, die Muskeln werden angespannt, Du schüttest positive “Stresshormone” aus und in Deinem Gehirn kommt die Botschaft “Gefahr” an. Du rennst um Dein Leben…
Und wenn Du Dich in Sicherheit gebracht hast, dann beruhigt sich alles wieder. Die Gefahr ist gebannt. Die Stresshormone werden nicht mehr ausgeschüttet, der Parasympathikus wird aktiv: Dadurch beruhigen sich Herz und Atem wieder, Deine Muskeln und Dein ganzer Körper ent-spannen wieder.
Es gibt verschiedene Methoden, aktiv auf den parasympathischen Teil unseres Nervensystem einzuwirken. Beim Autogenen Training zum Beispiel konzentrierst Du Dich auf die Schwere, die eine Entspannung der Muskulatur bewirkt und damit gezielt den parasympathischen Teil des Nervensystems aktiviert.
Das erfordert ein wenig Übung. Mit der Zeit geht das dann aber immer schneller, da unser Körper es sich “merkt”. Er hat dann irgendwann gelernt, wieder zu entspannen. Ich vergleiche das immer mit dem Fahrrad fahren. Das haben wir auch Stück für Stück gelernt. Und selbst, wenn wir einmal länger nicht gefahren sind, dann steigen wir einfach auf und radeln los.
Siehst Du als Expertin, die selbst gerade in den Wechseljahren steckt, einen besonderen Bedarf für Frauen in dieser Phase?
In den Wechseljahren passiert sehr viel. In den Familien werden die Kinder langsam flügge und wir haben plötzlich wieder mehr Zeit zur Verfügung, die anders gefüllt werden darf. Oft wissen die Frauen erst mal nicht, womit genau. Häufig kommt die Frage auf, ob das jetzt schon alles gewesen sein soll. „Mache ich diesen Job noch bis zur Rente? Was möchte ich noch im Leben?“
Dazu kommen dann die Beschwerden, die in den Wechseljahren auftreten können und die wirklich vielfältig sind. Viele Frauen erkennen anfangs gar nicht, dass sie überhaupt in den Wechseljahren sind. Sie fühlen sich irgendwie anders und beschreiben das mit “ich fühle mich komisch”. Sie sind einfach erschöpft und haben keine Idee, warum. Oft kommen auch unerklärliche Schmerzen hinzu.
Gerade in dieser Phase ist es wichtig, sehr achtsam mit sich umzugehen und die eigenen Stimmungen wahrzunehmen. Brauche ich jetzt gerade Zeit für mich? Dazu muss ich natürlich wissen: Wie entspanne ich mich am besten? Frauen, die sich damit auseinandersetzen, was ihnen im jeweiligen Moment gerade gut tut, gehen meist viel gelassener durch diese Phase und mildern so oft auch die auftretenden Symptome.
Also ist Entspannung gerade in den Wechseljahren extrem wichtig? Bei welchen Beschwerden kann sie helfen?
Entspannung ist vor allem wichtig, wenn man sehr gereizt ist. Dadurch kommt man wieder in die Balance.
Aber auch bei Schlafstörungen, Hitzewallungen, Energielosigkeit und Erschöpfung ist es sehr hilfreich, wenn man aktiv eine Entspannungsmethode ausübt.
Wenn ich nachts aufwache und nicht mehr einschlafen kann, dann meditiere ich. Das bringt mich schnell wieder runter und ich schlafe meistens dabei wieder ein 🙂
Was können Frauen im Alltag tun, um die Zeit um die Menopause entspannter zu gestalten? Hast Du einen kleinen praktischen Tipp?
Es sind die kleinen Pausen im Alltag, die wichtig sind. Zwischendurch eine kleine Atemmeditation, ein achtsamer Spaziergang und zum Beispiel auch ein Anker, den man sich setzen kann, um wieder herunterzufahren.
Da hatte ich vor kurzem ein lustiges Erlebnis: Ich habe mir am Unterarm ein Tattoo stechen lassen, ein Schriftzug “Inner Peace”, der mich erdet. Es ist mein Anker, den ich immer bei mir habe. Den habe ich meiner Freundin gezeigt und sie lachte: Ihr Anker ist ein Post-it mit einem Smiley der am PC klebt. Jeder hat da seine ganz eigene Methode, um sich Auszeiten zu nehmen und sich zu erden 🙂
Es gibt eine tolle kleine Übung, die super hilft, wenn Du viel grübelst und nachts wach liegst. Sie nennt sich „Grübelstopp“.
Stell Dir eine Situation vor, die Du liebst, in der Du Dich wohl fühlst. Das kann ein Erlebnis aus dem letzten Urlaub sein, in den Bergen, am Meer. Du brauchst diese Situation nach der Übung.
Dann nimm
3 Dinge wahr im Raum,
3 Tastempfindungen (zum Beispiel, wie deine Füße den Boden berühren)
3 Geräusche
dann
2 Dinge wahr im Raum,
2 Tastempfindungen (zum Beispiel, wie deine Füße den Boden berühren)
2 Geräusche
dann
1 Dinge wahr im Raum,
1 Tastempfindungen (zum Beispiel, wie deine Füße den Boden berühren)
1 Geräusche
Sei mit Deiner Aufmerksamkeit nur bei dieser Übung. Danach gehst Du dann mental in die Situation, die Du liebst und stellst Dir alles genau vor: Wie sieht es dort aus, wie fühlst Du Dich, was hörst Du, wie riecht es dort?
Nun hast Du Dich von Deinem Grübelthema abgelenkt, bist raus aus der Situation.
Probiere es einmal aus! Meine Kunden lieben diese Übung 🙂
Du hast den Onlinekurs „Lass mal locker – entspannt durch die Wechseljahre“ für Lemondays entworfen. Was lernen die Teilnehmer in diesem Kurs?
Den Kurs habe ich speziell zum Kennenlernen bewährter Entspannungstechniken entworfen.
Ich stelle das Autogene Training, die Progressive Muskelentspannung, die Meditation und den Bodyscan vor. Das sind vier unterschiedliche Varianten, die man je nach Tagesform ausüben kann. Bin ich sehr unruhig, mache ich zum Beispiel am liebsten die Progressive Muskelentspannung, weil ich dort aktiv an- und entspanne.
Mit einer Einführung in die Techniken und ersten Anleitungen zum Üben bekommen die LEMONDAYS Sisters ein Gefühl dafür, welche Methode ihnen am besten gefällt und gut tut.
Wie entspannst Du selbst eigentlich am liebsten? Musstest Du das üben oder bist Du ein Naturtalent?
Früher habe ich immer geantwortet: Auf der Couch sitzen und nichts tun 🙂 Dadurch konnte ich meinen Gedanken freien Lauf lassen und mir kamen immer viele neue Ideen.
Inzwischen nutze ich mehrere Methoden, immer je nachdem, wonach mir gerade ist. Laufen, Yoga, Hypnose, Meditation. Mein absoluter Favorit ist der Bodyscan aus dem Achtsamkeitstraining. Natürlich habe ich alle Methoden gelernt, genau wie das Fahrrad fahren.
Das Schöne ist, dass ich wirklich ausgeglichen bin und in mir ruhe. Und dadurch eine positive Ausstrahlung habe, was mir von meinen Kunden oft widergespiegelt wird und mich natürlich sehr freut.
Herzlichen Dank!
Liebe Uta, ganz herzlichen Dank für dieses Gespräch und Deine tolle Unterstützung, immer wenn es auf LEMONDAYS um Stressbewältigung und Entspannung geht. Ich freue mich schon sehr auf unsere weitere Zusammenarbeit!
PS: Den Einführungskurs in die Entspannungstechniken „Lass mal locker – entspannt durch die Wechseljahre“ findest Du in der LEMONDAYS ACADEMY.
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