Ich mag meinen Körper, aber er ist eher so der Antikörper, was grazile Bewegungen angeht. Im Stehen sieht er schnittig aus, ansonsten hat er ein paar leichte Aussetzer. Der läuft einfach nicht mehr so rund, dafür wird er immer runder, wenn ihr versteht, was ich meine.
Ich hab das Basismodell mit ein paar Extras, Baujahr 1971
Beim Pilates habe ich mich letztens nach hinten fallen lassen und in Gedanken schon den Baukran gesehen, der kommt und mich höflich wieder aufrichtet. Oder anders: Falls Geld auf der Straße liegt, hebe ich es erst ab 50 Euro auf, für weniger lohnt sich das rückenschonende in die Hocke gehen nicht mehr. Außerdem läuft mein Körpermodell seit ein, zwei Wochen regelrecht heiß, ohne dass ich auch nur Gas gegeben hätte. Ich bin wirklich beeindruckt, dass ich neuerdings auch komplett bewegungslos bleiben und trotzdem so transpirieren kann.
Ja, das sind die Wechseljahre – der einzige Club, in den man Dich auch völlig verschwitzt reinlässt. Das nächste Mal hätte ich trotzdem lieber 14 Tage Wechsel-Urlaub statt ganzer Jahre, dann kann ich am Strand vor mich hin ölen und im Liegen Muscheln suchen.
Kurz: Mein Körper sieht geparkt am allerbesten aus
Dann tut nichts weh, und weder Flieh- noch Erdanziehungskräfte kommen zum Einsatz. Bei Heidi sieht Bewegung echt schick aus, da werde ich schon ein bisschen neidisch. Zweiflerinnen mögen jetzt behaupten, dass Heidi ja auch Sport macht und ich nicht so. Ich finde, das sind jetzt wirklich Details, Leute. Nicht jede von uns kann morgens eine Stunde Joggen gehen!!! Ich zum Beispiel, ich bin … zu faul.
Was mich aber trotzdem stört, ist die Sache mit den Komplimenten. Die bekommt mein Körper nämlich immer häufiger mit dem Zusatz „für Dein Alter“. Mir wäre lieber, wenn wir das in Zukunft wie bei allen anderen Oldtimern auch halten könnten. Ich gehe an Dir vorbei, und Du sagst dann bitte sowas wie: „Oh guck mal wie schön! Der hat noch Stil! Ich wollte doch auch immer so einen, und nicht so einen seelenlosen neuen …“ Ja, das wäre was.
Ich bin ein Klassiker. Echt jetzt
Von Trends will mein Körper nichts mehr wissen, da passt der gar nicht mehr rein. Für den Urlaub habe ich mir einen dieser modischen Badeanzüge bestellt, die bis zum Bauchnabel ausgeschnitten sind. Natürlich habe ich beim Bestellen ein, zwei Details nicht bedacht.
Erstens: Mein Bauchnabel sitzt auf einem Bauch. Zweitens: Ich habe Möpse, voll achtziger eben. „Sieht doch gut aus“, sagt mein Mann bei der Anprobe. „Da fallen meine Möpse raus, wenn ich mich bewege“, sage ich. „Hüpf mal, und wenn die dann noch drin sind, würde ich den behalten,“ meint mein Mann. Das ist das Schönste nach 20 Jahren Beziehung, es stellt sich eine Art romantischer Pragmatismus ein, nicht wahr? Ob ich gehüpft bin? Selbst.ver.stän.dlich. Aber das ist eine andere Geschichte.
Bleib frisch & fröhlich.
Deine Nina
3 Gedanken zu „Kolumne: Mein Antikörper & ich“
Hey Nina,
das ist lustig Jammern auf hohem Sprachwitz-Niveau. Hat die Heidi so gar nichts von.
Von mir bekommst du heute die grüne Karte. Ich will mehr davon!
Hey Kirsten,
find ich super, dass dir die Kolumne gefällt:-) Es macht auch großen Spaß, hier einmal monatlich zu jammern;-)
Liebe Grüße
Nina
Wie war das Ergebnis nach dem Hüpfen, liebe Nina? Herrlich geschrieben, allein deswegen 5 Sterne. Und ich bin sicher, dein Bauchnabel mit Totenkopf-Piercing hätte was, was andere nicht haben, auch ne Heidi nicht. Siehst interessant aus. Punkt.