Kurzportrait
Wenn Du eine fröhlich singende 50jährige freihändig durch Hamburg radeln siehst, ist es diese Frau.
Kristina Mohr bringt traumatisierte Kinder in Flüchtlingsheimen zum Lachen, spielt humorvolle Rollen auf Theaterbühnen und zeigt in ihren Workshops den Frauen, wie sich Lebendigkeit und Leichtigkeit anfühlen. Auf eine wundervoll spielerische Art.
Nach vielen Jahren ist die tiefgründige Frau mit dem verschmitzten Blick nun wieder in ihre Heimat, nach Hamburg, zurückgekehrt. Und widmet sich auch hier einer weiteren Leidenschaft: ihrem Saxophon.
Kristinas Lebensmotto
Wir spielen das Leben.
Kristina im Web
10 Fragen an Kristina Mohr
Was hast Du Dich mit 40+ getraut, obwohl Du Angst davor hattest? Und wie fühlt sich das heute an?
Ich bin mit 40 Jahren von Schwerte nach Essen gezogen. Dort kannte ich nur wenige Menschen und vor allem kannte ich die Stadt kaum. Bei einem Spaziergang mit großen Sorgen, wie es weitergeht, kam mir eine verrückte Idee.
Ich hatte zuvor gehört, im Unperfekthaus, einem „Kreativdorf“ über fünf Etagen mitten in Essen, gab es Fördergelder für spannende Performances im öffentlichen Raum. Mir kam plötzlich der Gedanke, in der Rolle meiner komischen Heldin „Emmi Meyer – Saxophonstar in Spé“ eine „Tournee“ durch Essen zu machen, aber nicht im klassischen Sinn, sondern an ganz unüblichen Orten. Im Sinne von „Ich kenne Essen nicht, also kann ich in dieser Figur Essen kennenlernen“.
Ich schrieb ein Konzept und bekam die Fördergelder. Nun stand ich am Baldeneysee, an der Trinkhalle und Messe, an Uni, Einkaufszone und der Zeche Zollverein – dem Weltkulturerbe. Da ich keine Spielgenehmigung für das Gelände bekam, habe ich mich vor den Eingang gestellt. Im Anschluss ging ich hinein und bekam Zurufe, man habe das schöne Saxophon über das ganze Gelände hallen hören! Lauter verrückte Begegnungen füllten meine Tage. Das Unperfekthaus sponserte auch noch einen Film über dieses Projekt und so hatte ich meinen ersten professionellen Werbefilm. Aus der Not geboren, war dies ein unglaubliches lustiges Projekt, das mich weiterbrachte. Und bekannter machte.
EMMI MEYERs Haltung, es einfach zu tun, egal was die Leute sagen, hilft mir immer wieder, Unkonventionelles zu tun. „You can get it if you really want“. Als Clownin ist das ja auch mein Job (grins) und ich habe immer wieder solche Schritte getan, sei es beim Spiel in Flüchtlingsheimen, auf der Bühne oder auf der Straße.
Mit der Angst gehen, der Sehnsucht lauschen und Unmögliches wagen… Es erfüllt mich heute etwas mit Stolz!
Wie beginnst Du Deinen Tag? Hast Du ein Morgenritual?
Gerade wieder frisch nach Hamburg gezogen, an den Rand im Westen, genieße ich es momentan, mit einem kurzen Fünf-Minuten-Lauf zu den Pferden und zehn Minuten Qigong im Grünen zu starten.
Dann Frühstück und schreiben. Drei „Morgenseiten“. Darin enthalten ist meine Tagesstruktur – und alle Ängste und Freuden. Manchmal gehören auch ein Telefonat, ein Gebet, Autogenes Training, Gymnastik oder ein Tanz zum Morgenritual. Das variiert.
Wo ist Dein ``Place to be``, Dein Rückzugsort zum Abschalten und Kraft tanken?
Meine Wohnung ist mein Rückzugsort. Ich lebe allein und habe einen traumhaften Blick in die Bäume und den Himmel. Da kann ich lange hineinträumen.
Ich nehme auch gerne ein Bad. Gehe gerne in die Kirche. In den Wald, an die Elbe oder zu den Pferden hier. Ich schaue ihnen einfach zu – ich reite nämlich gar nicht.
Was magst Du an Dir besonders?
Mein verschmitztes Lächeln. Meine Lust auf Unsinn. Meine Musikalität.
Was bedeuten die Wechseljahre für Dich? Wie bewusst gehst Du mit dieser Lebensphase um?
Für mich ist es angenehm, die Periode nicht mehr zu haben. Ansonsten habe ich ja mit der Clownerie schon vor 14 Jahren eine neue Lebensweise eingeschlagen, die mich trägt, inspiriert und lebendig hält – neben dem Saxophonspielen.
Dennoch kommt jetzt gelegentlich eine Trauerphase, keine eigenen Kinder bekommen zu haben. Und dass das nun auch wirklich wirklich zu Ende ist, das „Vielleicht“.
Sehr bewusst bin ich aber nicht in den Wechseljahren. Ab und zu eine Nicht-Schlaf-Phase und Schweiß-Ausbrüche… Da ist es gut zu wissen, dass das dazu gehört. Bisher bin ich noch von größeren Einschränkungen und Leiden verschont geblieben.
Vor zehn Jahren habe ich mit der Achtsamkeitspraxis begonnen, vor fünf Jahren mit Entspannungstechniken. Damals hatte ich eine schwere Zeit. Das Bedürfnis nach mehr Langsamkeit hatte mich getrieben und ist zum Alltag geworden. Immer wieder inne halten. Ich hatte das eher auf die Holprigkeiten der Selbständigkeit geschoben. Das hat mir auch gesundheitlich viel Stabilität gebracht.
Welche Musik hörst Du, um an einem Lemonday gute Laune zu bekommen?
Mas Que Nada, Stan Getz, Vicor Laszlo, Deva Premal und den Wham Rap.
Verrätst Du den Leserinnen Dein Geheimnis zum Fit-und-schön-bleiben?
Lieblingsdinge tun, frei Tanzen, kleine Yoga und Feldenkrais-Übungen am Boden, sanfte Gelenkgymnastik und Tiefenentspannungseinheiten – regelmäßig.
Achtsamkeitspraxis, Fahrradfahren – aber vor allem immer wieder Träumen folgen. Auch den klitzekleinen.
Welches Buch* sollte jede Frau über 40 unbedingt lesen?
Der Weg des Künstlers von Julia Cameron.
Darin sind viele viele Fragen und Aufgaben, um die Kreativität, Träume und Lebendigkeit sprudeln zu lassen.
Was ist momentan Deine größte Herausforderung? Wie gehst Du sie an?
In neuer alter Heimat meine Selbständigkeit anzusiedeln und bekannt zu werden.
Da bin ich wieder gefordert, mich zu zeigen und Hallo zu sagen. Wenn ich raus bin aus dem Haus, macht es auch Spaß. Aber das Losgehen fällt manchmal schwer.
Mir hilft tatsächlich die virtuelle Welt. Ich bin in einem Mentoring-Programm für selbständige Frauen, das mir ein Geländer gibt – eine Zugehörigkeit. Die trägt und stärkt.
Die Chance der neuen Umgebung hat aber auch den alten Wunsch einer Tanztherapiegruppe für Frauen hervorgezaubert, zu der ich hier nun beherzt gehe.
In jedem Anfang wohnt ein Zauber. Eine Chance.
Wie magst Du Zitronen am liebsten?
Ich trinke gerne heiße Zitrone mit Honig.
Lemonista-Talk
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