Was erfährst Du in diesem Artikel?
In den 15 Jahren, in denen ich als TCM-Ernährungsberaterin gearbeitet habe, durfte ich viele Frauen durch unterschiedliche Stadien von Wechsel und Menopause begleiten. TCM steht für Traditionelle Chinesische Medizin. Da ich komplexe Dinge immer leicht verständlich aufbereite, erfährst Du hier ein einfaches Modell der Wechseljahre aus Sicht der TCM.
Ein Modell, das Du in Leben und Alltag umsetzen kannst.
Wechseljahre – kluges Energiemanagement
Der Wechsel und die Menopause sind die dritte große hormonelle Umstellung im Leben einer Frau. Wenn im Lauf der Jahre Energie und Körperkraft abnehmen, spart der weibliche Körper Energie und stellt die Fortpflanzung ein. Das ist sehr klug.
Denn der monatliche Hormonwechsel und Blutverlust kosten Energie.
Spätestens ab Mitte 40 geht das Gefühl der „Entspannung, wenn die Regel endlich da ist“, in ein deutliches Gefühl der Schwächung über. Bei manchen Frauen kommt es gerade in den letzten Jahren zu extrem starken Blutungen, die zusätzlich Energie kosten.
Und so stoppt die Natur den monatlichen Blutverlust. Die so gesparte Energie können wir nun für andere Projekte verwenden.
„In der TCM gilt die Phase der Menopause und danach als die „geistige Phase“, in der die Entwicklung der Spiritualität intensiviert werden kann. Das ist das berühmte „zweite Leben“, das viele von uns spüren.“ Eva Laspas
Generell ist der menschliche Organismus fähig, sich allen hormonellen Umstellungen ohne viele Probleme anzupassen. Wenn Du also in Pubertät und Schwangerschaft keine großen Probleme hattest, wird es in den Wechseljahren wahrscheinlich auch so sein.
Aus Sicht der TCM sind hormonelle Schwankungen nicht das Problem für die typischen Wechseljahresbeschwerden“. Probleme machen eher
- unterdrückte Gefühle,
- unpassende Ernährung und
- unachtsamer Lifestyle.
Wie das kommt? Ehe ich Dir die Auflösung des Rätsels gebe, brauchst Du noch eine kurze Einführung in die Philosophie der Energie Qi.
Danach werden Dir ganze „Lichterketten“ aufgehen. Versprochen.
Das Energiemodell der TCM
Die ganze TCM ist ein sehr komplexes System, doch ich habe das Wichtigste herausgenommen. Es geht ums Fühlen.
Hast Du mein Modell einmal verinnerlicht, kannst Du es in deinem Alltag anwenden. Sobald Du Dich eingefühlt hast, wirst Du die Anzeichen Deines Körpers mit Lebensmitteln und Veränderung im Lifestyle ausgleichen können.
Für die TCM ist alles Qi.
Manche körperlichen Anzeichen sind Mangel an Qi, andere eine Stauung des Qis oder eine Ansammlung von Qi an der falschen Stelle. Eine Allergie ist beispielsweise aus Sicht der TCM ein Mangel von Qi.
Qi ist in Yin-Qi und Yang-Qi eingeteilt:
- Yang: „männliche“ Energie, die heiß ist und Bewegung bringt. Man sagt auch „Feuerenergie“ dazu.
- Yin: „weibliche“ Energie, die kühlt und Schlaf bringt. Das ist die „Wasserenergie“.
Als dritte Energiequelle gibt es noch die vorgeburtliche Energie, das „Jing“. Diese bekommen wir von unseren Eltern mit.
Wichtig ist: Yin und Yang sollten möglichst immer in Harmonie sein.
Wie die Schalen einer Apothekerwaage.
Die Natur macht es uns vor:
Nach dem Tag (Yang) kommt die Nacht (Yin). So kann sich das Yang (und die Natur) „erholen“. Würde nur Tag (Bewegung, Hitze) herrschen, wäre bald alles vertrocknet und ausgetrocknet. Gäbe es nur Nacht, würde es gar kein Leben geben, alles würde kalt werden und erfrieren.
Mein Modell des Gaskochers: Qi zum Be-greifen
Das einfachste Modell für den Qi-Fluss im Körper ist das Modell der Gasflasche mit dem Kocher und dem Topf darauf.
Eine genaue Beschreibung dieses Modells und auch eine Checkliste über das Yin und Yang findest Du in meinem Buch „Ernährung nach den 5 Elementen für Einsteiger“.
- Das Gas in dieser Gasflasche ist die Energie.
- Das Yang-Qi.
- Ist die Gasflasche leer, gibt es keine Energie mehr.
- Der Topf bleibt kalt. Das Essen auch.
- Alles Yang ist verbraucht.
- Also gehen wir neues Gas kaufen.
Umgelegt auf unseren Körper:
- Der Sitz unserer Energie sind die Nieren.
- Die Nierenenergie ist in unserem Modell in der Gasflasche.
- Jedes Mal, wenn wir Energie brauchen – um Nahrung zu verdauen, zu arbeiten, Kinder zu bekommen, die Menstruation, Streit, Ärger, Wut, …, – wird von der Energie etwas verbraucht.
- Ist die Energie weg, brauchen wir
- qualitativ hochwertige Nahrung, Ruhe und Schlaf, tiefe Atmung und Entspannung, damit der Körper
- neues Qi zur Verfügung stellen kann.
Jetzt verstehst Du, was ich meine?
Probleme im Wechsel sind aus Sicht der TCM das Resultat davon, wenn Du zu lang zu viel Energie ausgegeben und zu wenig eingenommen hast. Im Grunde ist das wie beim Bankkonto.
Aber es nicht nie zu spät! Spätestens jetzt, wo Dir das klar wird, achtest Du einfach besser auf einen Energiehaushalt. Und alles wird gut.
Die Energie der Nieren
Alle Organe im Körper sind Qi. Doch da wir hier über Wechsel, Wechseljahresprobleme und Menopause sprechen, bleibe ich bei der Energie der Nieren.
Die Essenz Jing, das Nieren-Yang und Nieren-Yin (beide kurz Nieren-Qi genannt) sind die „Lebensenergie“.
Die Nierenessenz Jing ist eine Form der Energie, die wir von unseren Eltern als „Rucksack“ mitbekommen haben. Sie ist die „Reserveenergie“, die wir manchmal angezapft haben, wenn wir nach einer durchwachten Nach am Krankenbett unseres Kindes den ganzen Tag im Büro relativ fit überstanden haben. 😉
- Jing ist unser natürlicher Energiespeicher – sozusagen der Reservetank, den wir pflegen, aber nicht vergrößern können. Im natürlichen Ablauf des Lebens wird Jing immer weniger. Ist das Jing aufgebraucht, geht unser Körperlicht – das Leben – aus.
- Das Nieren-Qi nimmt auch im Laufe eines Lebens ab. Und wenn wir dauerhaft gestresst, emotional überfordert oder überarbeitet sind, rutscht es mal arg ins Minus. Auch viele Geburten hintereinander oder eine lange, zehrende Krankheit kann die Nierenenergie minimieren. Ist mal kein Nieren-Qi da, verwendet der Körper etwas Jing, um daraus Energie zu gewinnen.
Und hier kommt die gute Nachricht:
Das Nieren-Qi kannst du wieder aufbauen! (Und damit das Jing schonen!)
5 Säulen zur Gewinnung und Harmonisierung deiner Lebensenergie
Die chinesische Medizin denkt ganzheitlich. Daher hast Du mehrere Möglichkeiten – suche Dir die aus, die für Dich zur Zeit am besten passt:
- Lebensstiländerung (mehr Schlaf, weniger Stress)
- Bewegung, Atem, Körperarbeit
- Ausgewogene Ernährung
- Akupunktur
- Chinesische Heilkräutertherapie
(Jetzt erkennst Du vielleicht, was die bekannte „Hühner-“ oder Rindsknochensuppe nach einer Krankheit im Körper macht: Sie bringt Energie. Natürlich führen auch Nüsse, Bohnen, Sellerie und andere Lebensmittel Energie zu.)
Dein Energiehaushalt im Wechsel
Alle Beschwerden, die mit dem Klimakterium und der Menopause in Verbindung gebracht werden, entstehen nach der TCM aus einer übermäßigen Abnahme der Nierenessenz Jing und wenn das Nieren-Yin und –Yang ins Ungleichgewicht kommen.
Stell Dir ein Bachbett vor.
Im Frühling, wenn der Bach voller Wasser ist, werden Äste, die hineinfallen, leicht mitgerissen. Das Wasser ist frisch und klar. Im Sommer allerdings wird das Wasser immer weniger. Äste bleiben hängen, Schlamm sammelt sich an. Wasser staut sich an der einen Stelle, wo dann Pflanzen ertrinken. An anderer Stelle ist dafür gar kein Wasser mehr. Hier ersticken Fische.
So ist das im Körper, wenn ein energetisches Ungleichgewicht herrscht.
Ist zu wenig Energie da, sind manche Stellen trocken, manche zu feucht.
Beides ist nicht gut. Die Harmonie macht es aus. Hat der Körper genug Energie, reguliert er alles. Er bringt das Ungleichgewicht immer in Balance. (Außer wir behindern ihn durch unseren Lebensstil bei seiner Arbeit!)
Die Anzeichen der Wechseljahre in der TCM
Und nun sortieren wir die Probleme, die besonders in den Wechseljahren und der Menopause auftreten können:
Hitze überwiegt
Das nennt man in der TCM Nieren-Yang-Überschuss, es ist zu wenig Yin da.
Zu viel Feuer, es gibt keinen Regen und der Bach trocknet aus. Das kann zu Hitzesymptomen führen.
Wir fühlen das so:
- Hitzegefühle
- Schwitzen
- Schlafstörungen
- Herzklopfen
- Nervosität
Wenn Du Dir diese Symptome anschaust, kennst Du sie sicher aus anderen Phasen Deines Lebens. Fieber, Verliebtheit, Prüfungsangst – immer Phasen, wo es „feurig“ zugeht.
Kälte überwiegt
In diesem Fall gibt es zu wenig Yang, daher wirkt das Nieren-Yin stärker.
Der Bach wird zum Sumpf, bald fließt nichts mehr. Der Schlamm wird immer mehr und erstickt das Leben.
Wir fühlen das so:
- Rückenschmerzen
- Kältegefühl im Kreuzbereich und den Knien
- Reichlich blasser Harn
- Wassereinlagerungen in den Beinen
- Unlust, was Unternehmungen und sexuelle Aktivitäten betrifft
- Depression
3 typische Problematiken im Wechsel
In meinem Festival der Sinne-Onlinemagazin habe ich für Dich die drei häufigsten Wechseljahres-Symptome in Artikel zusammengefasst.
An erster Stelle steht Schlaf
Sobald Du nicht mehr gut und ausreichend schläfst, beginnt sich die Katze in den Schwanz zu beißen. Du verbrauchst mehr und mehr Yin, dein Yang wird mehr und mehr – die Hitze steigt.
Lies hier zum Thema „Schlafprobleme aus Sicht der TCM“ – darin geht es allerdings schon etwas „fachlicher“ zu.
Sexualität in der Menopause
Sex und Orgasmus ist Yang. Wenn aber das Yin überwiegt, lässt auch die Lust nach. Wie du dein Nieren-Yang wieder aufbaust, erfährst du im Artikel „Nachlassen sexueller Bedürfnisse im Wechsel aus Sicht der TCM“
Hast Du Dir das über 100 Seiten starke eBook „Weibliche Lust ab 40: sexy, wild & sinnlich. Oder etwa nicht?“ schon geholt? Es entstand im Rahmen einer großen Blogparade mit mehr als 30 wundervollen Autorinnen. Hier kannst Du Dir das sinnlichste eBook holen.
Wenn die Knochen mürbe werden
Osteoporose ist meist später im Leben ein Thema, kann aber auch junge Menschen betreffen. (beispielsweise bei Frauen Mitte 30, die in ihrer Jugend magersüchtig waren oder an Bulimie litten.) Die TCM sieht die Ursache in der extremen Abnahme von der Nierenessenz (siehe oben).
Hitze hat unserem Bachbett zu viele Jahre zugesetzt. Es gab kaum Regen. Jetzt herrscht Dürre, die Erde wird rissig, die letzte Pflanze stirbt.
Die Anzeichen bei Osteoporose sind schwerwiegend: Viel Durst (Viel getrunkenes Wasser nährt aber die Erde nicht mehr) und ständiges latente Hitzegefühle, Nachtschweiß, Unruhe oder Gereiztheit. Probleme mit den Zähnen, Haarausfall, Schwäche von Knien und Beinen, Rückenschmerzen. Hier liest Du mehr über „Osteoporose“ aus Sicht der TCM.
Ernährungsempfehlungen
Für den Organismus ist es sehr wichtig, immer einen Ausgleich zwischen Yin und Yang zu schaffen.
Es ist wie bei einer Waage. Im Idealzustand sind deine zwei Waagschalen Yin und Yang gleich befüllt. Wenn einmal eine Waagschale leerer ist, füllst du sie mit folgenden Ernährungsempfehlungen wieder auf. Im besten Fall hast du immer ein Auge auf die Menge, damit die Waage nicht plötzlich in die andere Richtung ausschlägt.
Wenn du starke Hitzegefühle hast, baust du dein Yin wieder auf:
Weizen, Hirse. Pistazien, Walnüsse, Zucchini, Spargel, Brokkoli, Tomaten, Blattsalate, Huhn, Rosinen, Himbeeren, Eier und Butter.
Dazu kochst du etwas Essig, einen Hauch Ingwer (frisch), Kapern oder Oliven mit.
Da aber auch dein Blut aufgebaut werden muss, sollten diese Nahrungsmittel gedünstet und lauwarm gegessen werden!
Rohe Nahrung oder zu heiß gegessene verstärkt die Symptome – mehr darüber liest du in meinem TCM-Buch.
Weizen als Tee zubereitet und lauwarm getrunken, eignet sich besonders gut bei Schlafproblemen und Hitzeproblemen. Allerdings mit Maßen genossen und nachgespürt. Weizentee kühlt sehr stark, es könnte dein Yang völlig verlöschen – also die Waage in die andere Richtung ausschlagen.
Wenn Du eher die Kälteerscheinungen und Wassereinlagerungen hast – baust Du Dein Yang wieder auf:
Karotten, Fenchel, Kastanien, Weintrauben, Rosinen, Hirse, Walnüsse, Kürbisse, Hirsch und Fisch.
Als Gewürze empfehle ich Dir, die Speisen mit Zimt, Anis und Nelken zu verfeinern. Auch Ingwer, Dill und Wacholderbeeren oder eine Prise Rosmarin sind wärmende Kräuter.
Doch Achtung mit den Gewürzen!
Nimm zuerst nur wenig und fühle, wie dein Körper darauf reagiert. Wenn Du übermäßig schwitzt, würde Dein Yang wieder zu schnell verpuffen (die Waage in die andere Richtung ausschlagen) – wärme Dich also langsam an und verwenden die Gewürze nur sparsam.
12 allgemeine Tipps im zweiten Leben einer Frau
- Für die Ernährung während des Klimakteriums und auch in der kühlen und kalten Jahreszeit gilt: Möglichst drei Mal täglich eine warme (gekochte) Mahlzeit, auf industriell hergestellte Nahrungsmittel, Tiefkühlkost und auf Mikrowelle verzichten. Tiefkühlkost nur sparsam einsetzen, da uns eingefrorene Nahrungsmittel keine Lebensenergie liefern – sondern kosten!
- Schutz vor äußerer und innerer Kälte durch entsprechende Kleidung (Kopfbedeckung!)
- Ausschließlich warmes Wasser trinken (oder heißes, jedenfalls nie kaltes), im Sommer kühles.
- Hie und da ein Fußbad mit Wacholderbeeren am Abend stärkt die „Tore des Lebens“, die sich auf der Fußsohle befinden. Füße dann gut abtrocknen und warme Socken anziehen. Nie mit kalten Füßen schlafen gehen.
- Füße generell warmhalten
- Bewegungsübungen für Rücken- und Hüftbereich
- Angst überwinden – Mut und Selbstbewusstsein stärken
- Farblichtbehandlungen oder blaue Energiebilder
- Schlaf, Ruhe und Reizentzug (Handy, TV, PC) bewahren die stabilisierenden Yin-Kräfte.
- Raucherinnen kommen im Schnitt mindestens ein bis zwei Jahre früher in die Wechseljahre als Nichtraucherinnen.
- Regelmäßige körperliche Bewegung. Z.B. Qi Gong, Tai Chi oder Yoga.
- Jede Form von Stretching aktiviert die Säfte und hält und körperlich flexibel und geistig beweglich.
Herzlichst, Eva
Beitragsbild: Pia Odorizzi www.odorizzi.net
Eva Laspas prägten neben ihren kaufmännischen Ausbildungen besonders die Ausbildung zur Drogistin, zur Dipl. Montessoripädagogin und zur Dipl. Ernährungsberaterin nach der TCM. So gründete die dreifache Mutter im Jahr 2000 ihre Werbeagentur und Unternehmensgruppe, mit dem Ziel, ganzheitlichen (Lebens)Raum für mehr LebensSinn zu schaffen. laspas.at
Eva Laspas prägten neben ihren kaufmännischen Ausbildungen besonders die Ausbildung zur Drogistin, zur Dipl. Montessoripädagogin und zur Dipl. Ernährungsberaterin nach der TCM. So gründete die dreifache Mutter im Jahr 2000 ihre Werbeagentur und Unternehmensgruppe, mit dem Ziel, ganzheitlichen (Lebens)Raum für mehr LebensSinn zu schaffen. laspas.at
1 Gedanke zu „Wechseljahre – Zeit der Wandlung aus Sicht der TCM“
Herzlichen Dank für Ihren wertvollen Artikel zum Thema TCM. Es trifft sich gut, denn meine Freundin erfuhr vor Kurzem von dieser Technik, welche eine optimale Wellness- und Schlankheitslösung darstellen soll. Es ist gut zu wissen, dass dieser Ansatz zur Schaffung eines Ausgleichs zwischen Yin und Yang dient, was als eine Waage dargestellt werden kann.