Spieglein, Spieglein, an der Wand. Ich stehe hier, sehe den Körper und der gehört mir.
Heute bekommst Du weniger Information von Außen, dafür viel mehr aus Deinem Inneren. Mit Beispielen, Fragen und Aufgaben lade ich Dich ein, Dein Körperbewusstsein zu schulen. Denn Körperbewusstsein bekommst Du nur durch Wahrnehmen, Fühlen, Registrieren und Benennen können.
Per Definition ist Körperbewusstsein die Wahrnehmung und Einschätzung des eigenen Körpers, seiner Bewegungsmöglichkeiten und sensorischen Fähigkeiten mit allen Sinnen.
Dazu gehört für mich,
- Dein Äußeres, dass Du im Spiegel siehst
- Die Wahrnehmung Deiner Körperhaltung
- Dein Empfinden bei Bewegungen
- Deine Erkenntnis über den Zusammenhang zwischen den Bewegungen, die Du ausführst und der Auswirkung auf Dein Befinden.
Dafür Deine erste Aufgabe:
Wahrnehmen, Fühlen und Benennen
Checke JETZT, HIER, SOFORT – ohne etwas zu verändern – in Deinen Körper ein.
Wie ist Deine Haltung? Sitzt Du?
Deinen Kopf nach vorne gezogen, die Schultern hängen leicht nach vorne, Deine Brust angenähert an den Bauch, der Magen gequetscht und die Leiste eingeengt?
Bleib so.
Fühle jetzt zu verschiedenen Bereichen. Welche Auswirkungen hat diese Haltung auf die Bereiche Schulter-Nacken, Schlüssel- & Brustbein, Bauchraum, gesamter Rücken, Gesäß, Beine, Füße.
Benenne Deine Empfindungen. Sind die Bereiche angestrengt, müde, gespannt, eingeengt, gequetscht, leicht taub, warm, kalt. Brennt, zieht, kneift, zwickt oder schneidet etwas? Kannst Du tief, frei und fliessend atmen? Fühlst Du, dass Deine Körpersäfte fliessen und alle Deine Zellen mit Nährstoffen versorgt werden?
Speichere das Gefühl für einen Moment ab und verändere Deine Sitzhaltung wie folgt:
Richte Deinen Oberkörper sanft auf, schieb Dein Brustbein leicht zum Himmel, baue eine natürliche Grundspannung in der Bauchmuskulatur auf.
Kannst Du Deine Sitzbeinhöcker (das sind die Knochen, die sich immer nach der ersten Fahrradtour der Saison deutlich melden) schon auf der Sitzfläche spüren? Leistenregion und Magen fühlen sich freier an? PRIMA!
Ziehe jetzt noch Deine Schulterblätter etwas Richtung Gesäß (die beiden sind wie die Ballerina auf der Spieluhr und der Zinnsoldat im Regal. Sie würden so gerne zusammenkommen und doch gelingt es ihnen nicht), das Kinn leicht nach hinten und den Hinterkopf etwas nach oben.
Jetzt hat die Wirbelsäule ihre natürliche Krümmung, die Bandscheiben sind gleichmässig belastet und können ihre Pufferaufgabe bestens erfüllen.
Fühlst Du den Raum zum Atmen, den Du hierdurch in Deinem Brustkorb gewonnen hast?
Fühlst Du die Entlastung der Muskulatur, die ihre nichtangedachte Arbeit abgeben konnte, und fühlst Du die Anstrengung in den Muskelbereichen, die durch ihre Arbeitslosigkeit schwach geworden sind? SUPER!
Du hast gerade einen grossen Schritt zu Deinem Körperbewusstsein gemacht.
Atmen lernen
Eine kleine Geschichte aus meinem Leben zur Atmung:
Als Leistungssportlerin hatte ich immer eine recht gute Atmung mit genügend Sauerstoffaufnahme. Allerdings nur in den Brustkorbbereich, denn beim Kanu fahren ist eine extrem gute und feste Bauchspannung Voraussetzung für den Schutz des unteren Rückens und die Kraftübertragung auf’s Paddel. Genialerweise ist unser Brustkorb, dank der Zwischenrippenmuskeln, schön beweglich (wenn sie denn auch benutzt werden) und bietet ausreichend Platz zur Sauerstoffaufnahme.
Das ganze Potential konnte ich jedoch nicht nutzen, denn die tiefe Bauchatmung kam bei mir so gut wie nie vor, als Folge bekommt das Zwergfell keine Möglichkeit sich komplett auszudehnen. In meinen Schwangerschaften wurde mein Zwergfell dann noch stärker in seiner Bewegung eingeschränkt, da ich sehr große Kinder hatte und meine Atmung immer flacher wurde. Durch meine drei schnell aufeinanderfolgenden Schwangerschaften hatte ich mir letztendlich unbewusst so eine flache Atmung angewöhnt, dass die Atembewegung kaum noch zu sehen war und meine Sauerstoffsättigung gesunken ist. Wir brauchen aber genügend Sauerstoff für einen aktiven Stoffwechsel und die Versorgung unserer Zellen.
Somit durfte ich ganz bewusst wieder tief atmen lernen.
So geht Tiefenatmung
Wie tief atmest Du? Beobachte Dich direkt mal für 2 Minuten, erkenne Deinen Ist-Zustand und versuch dann die volltändige Tiefenatmung:
Für eine vollständige tiefe Atmung saugst Du die Luft vom unteren Bauch über den Brustkorb bis in die Schlüsselbeine ein, senkst mit der Ausatmung zuerst Brustbein & Rippenbögen ab und ziehst zum Schluss den Bauchraum nach innen.
Durch Hand auflegen kannst Du den Atemweg spüren.
Na? Klappt`s?
Gleichgewicht und Balance trainieren
Wusstest Du, dass jeder Schritt ein Balanceakt ist?
Beim Beinwechsel von einem auf den anderen Fuß hast Du immer einen Moment, in dem Du auf nur einem Bein stehst, je nach Gehgeschwindigkeit (und Gleichgewichtssinn) gelingt Dir das sicher oder weniger sicher.
Stehe mal auf und gehe einige Schritte, wie Du immer gehst. Nehme wahr, wie Du Deine Füße aufsetzt und abrollst, erkenne das Zusammenspiel von Gelenk- & Muskelkette Fußgelenk, Knie, Hüfte, Wirbelsäule, Schulterblätter, Arme und Kopf, sowie den umliegenden Muskelregionen. Bei Deiner normalen Gehgeschwindigkeit wirst Du keinerlei Probleme bekommen, schätze ich.
Versuche jetzt bitte mit halber Geschwindigkeit zu gehen und dabei das jeweils freie Bein maximal zu heben, ehe Du es wieder sanft auf der Ferse beginnend absetzt. Das ist der Storchenschritt. Na? Wie war`s? Was hast Du bemerkt?
Kannst Du dasselbe auch rückwärts? Wie geht es Dir dabei? Was fällt Dir auf?
Je ungewohnter Deine Bewegungen sind, desto unsicherer und unkontrollierter kannst Du sie ausführen.
Diese Übung ist fester Bestandteil in meinen Kursen, je nach Teilnehmer mit oder ohne Gewichten bzw. Widerständen. Dabei schulst Du nicht nur Dein Körperbewusstsein, sondern auch Deine Wahrnehmung, Kontrolle und Balance.
Körperbewusstsein und Wechseljahre
Eine letzte Aufgabe habe ich noch für Dich, wenn Du das möchtest.
In zwei Wochen, am 30. April, kommt der nächste Blogbeitrag zu diesem Thema. In dem stelle ich Dir die Vorteile eines guten Körperbewusstsein anhand von Alltagsbeispielen vor.
Bis dahin beobachte Dich aufmerksam, fühle genau hin und versuche eventuelle Schwierigkeiten so in Worte zu fassen, dass jemand der Dich nicht kennt und sieht genau weiss, was Du meinst.
Viel Spass dabei und vielleicht magst Du mir hier einen Kommentar hinterlassen.
Herzliche Grüße
Deine Kirsten
Bild: Canva