Hochsensibel in den Wechseljahren? Eine Herausforderung...

Hochsensibel in den Wechseljahren? Eine Herausforderung…

Als wäre das Thema Wechseljahre nicht sensibel genug, werden Frauen noch immer wegen ihrer zyklischen Befindlichkeiten belächelt und mit diversen Attributen - von zickig bis hysterisch - versehen. Zuerst sind es naiv kindliche Umschreibungen wie „Erdbeerwochenblues“ oder schlichtweg die inflationär verwendete Frage: „Hast Du wieder Deine Tage?!“.
Inhaltsverzeichnis

Ist unsere Gesellschaft wirklich so unsensibel?

Ganz ehrlich: Erdbeerwoche?? Dieser Begriff resultiert wohl aus der Tatsache, dass wir keine Worte haben für den natürlichen Kreislauf allen Lebens. Wir leben in einer Gesellschaft, die ziemlich sprachlos ist, unser Sein und unseren Ursprung betreffend. So sehr haben wir uns davon entfernt…

„Seine Tage haben“ – welche Tage?? Wohl eher die schlechten…wie gemeinhin angenommen.

In einer Zeit, in der es als normal angesehen wird, fünf Tage am Stück zu arbeiten, danach zwei Tage zum Verschnaufen zu haben, passen „die Tage“ nicht in diese als Norm angesehene Struktur.

Weil wir dann nicht „so funktionieren“.

Weil wir dann Rückzug brauchen.

Weil wir berührbarer sind, offener für jede Art von Schmerz. Unseren eigenen und den der ganzen Welt.

Und nach zahlreichen „Erdbeerwochen“ und unzähligen „Tagen“ resultiert unser Unvermögen, uns offen und wahrhaftig mit dem zyklischen Ablauf allen Lebens und den hormonellen Veränderungen der Frau auseinanderzusetzen, in weiteren unüberlegten Aussagen wie „Das sind halt die Hormone“ oder „Na, die ist sicher im Wechsel“ auf Veränderungen und Schwankungen unseres weiblichen Fühlens, Denkens und Agierens.

Dieses Reduziert-Werden auf Tage und Hormone, dieses oftmals so achtlos Dahingesagte, das Unvermögen, sich mit dem Ursprung des Lebens respektvoll auseinanderzusetzen, hinterlässt seit Jahrhunderten Spuren in unseren weiblichen Seelen.

All das ist bereits für „normal sensible Frauen“ eine riesige Herausforderung…

Als hochsensible Frau in den Wechseljahren

Wenn Du – so wie ich – als hochsensible Frau mit unzähligen Antennen für Deine Umwelt durchs Leben gehst, dann konfrontiert Dich die Zeit der Wechseljahre wahrscheinlich noch einmal mehr mit einer unsensiblen und sprachlosen Gesellschaft.

Lies hier über die Dauer und Phasen der Wechseljahre.

Dann bist Du auf Dich allein gestellt, wenn es darum geht, die Bedürfnisse Deines sensiblen Körpers zu achten und zu erfüllen.

Und Dein hochsensibler Körper hat viele Bedürfnisse. Mehr, als wir hochsensible Frauen uns oft eingestehen wollen. Lieber verdrängen wir sie.

Wir haben es nicht anders gelernt. Unsere Mütter, Großmütter und Urgroßmütter haben es ebenso wenig gelernt.

Und eine Gesellschaft, die „die Tage“ als Plage ansieht und den „Erdbeerwochen“ so naiv wie ein unwissendes Kind begegnet, trägt einen gehörigen Anteil dazu bei, dass unsere hochsensiblen und komplexen Körper da nicht mitkommen.

Hochsensibilität in der Evolution

Hochsensible Körper haben eine bestimmte Aufgabe. Das hat die Evolution so hervorgebracht.

Aus evolutionsbiologischer Sicht produziert Dein Körper sehr viel Adrenalin, mehr als der Körper eines normal sensiblen Menschen.

Bereits in der Urgeschichte waren die hochsensiblen Vertreter ihrer Art – Menschen und Tiere – diejenigen, die durch ihren ständig erhöhten Aufmerksamkeitsmodus (Adrenalinspiegel) ihren Stamm oder ihre Sippe frühzeitig vor Gefahren warnen und so rechtzeitig zum Handeln bewegen konnten.

Dass Du so viel über Deinen Körper und Deine Sinne wahrnimmst, ist demnach gewollt und Deine bestimmte Aufgabe in der Evolution!

Was Hochsensibilität mit Stress zu tun hat

Heutzutage müssen wir hochsensiblen Menschen vor allem deshalb so sehr auf unseren Körper aufpassen, da ein oftmaliges Ausschütten von Adrenalin auch die Bildung von Cortisol (dem sogenannten Stresshormon) begünstigt.

Wenn Du als hochsensible Frau durchs Leben gehst, hast Du sicher schon über den Zusammenhang von Hochsensibilität und Stress gehört. Nein, wir sind nicht weniger belastbar, keineswegs! Wir sind nur einfach ständig in Alarmbereitschaft und nehmen unglaublich viel wahr, dessen Einordnung und Filterung viele Ressourcen braucht. Noch mehr in einer Gesellschaft wie der unsrigen. Zu viel. Zu laut. Zu bunt. Zu überladen.

Hochsensible Wechseljahre

Vor allem in den Wechseljahren – in denen unser komplexes Hormonsystem ordentlich durchgeschüttelt wird – ist Dein hochsensibler Körper sehr gefordert.

Er ist ein sehr feiner Gradmesser und zeigt Dir sehr schnell, wo Du genauer hinschauen darfst und wo etwas im Ungleichgewicht ist. Wir hochsensiblen Menschen neigen dazu, „Luftwesen“ zu sein, wie ich es sehr gern nenne.

Unser Geist ist wach, dynamisch und mit unzähligen Antennen ausgestattet. Unser Körper hingegen ist materiell und sehr am Boden verhaftet.

Manchmal fühlt es sich vielleicht auch für Dich so an, als würdest Du „neben Dir stehen“, keinen Bezug mehr zum Boden zu haben und Dich ganz in Deiner Umgebung zu verlieren.

Körperlichkeit wird in unserer heutigen Gesellschaft, die sehr verstandesorientiert ist, ohnehin leider ganz oft ignoriert oder mit überzogenen Idealen versehen.

Gerade wir hochsensiblen Menschen sind, auch wenn es uns manchmal noch so schwer fällt anzunehmen, auf großartige Weise mit unserem Körper verbunden. So sehr, dass wir Dinge über unseren Körper spüren und wahrnehmen, wo das Verständnis anderer Menschen wie einigen Ärzten beispielsweise an ihre Grenzen stößt – einfach, weil sie es sich weder vorstellen noch nachempfinden können.

„Wehwehchen“ oder Beschwerden, die hochsensible Frauen fast täglich wahrnehmen, werden oft als Schwäche abgetan oder ignoriert.

Doch Dein Körper beheimatet Deine Seele.
Deine Seele bringt sich über Deinen Körper zum Ausdruck.

Gerade in den Wechseljahren – einer Zeit, in der Du Dich wieder auf Dich, Deine Bedürfnisse und Dein eigenes Tempo besinnen darfst – ist die Stimme Deiner Seele oft sehr laut zu hören.

Denn die Seele sagt zum Körper: „Geh Du voran, mir glaubt man nicht!“

Leider so wahr in unserer Zeit. Erst wenn der Körper aufschreit, beginnen wir langsam zuzuhören.

Achte stets darauf, dass Dein Körper genug „Bodenhaftung“ hat, damit Deine Seele im Hier und Jetzt sein kann, um, auch und vor allem in Zeiten der Veränderung, Stabilität zu finden. Eine Herausforderung für hochsensible Frauen.

10 Tipps für hochsensible Frauen in den Wechseljahren

Mit diesen 10 Tipps kannst Du Deinen hochsensiblen Körper und Deine Seele in hormonell turbulenten Zeiten wie den Wechseljahren unterstützen:

  1. Bewusst atmen lernen – Hände auf den Bauch legen, in die Hände atmen.
    Über unsere Atmung nehmen wir unsere Umwelt auf und geben Unbrauchbares wieder ab. Ein Kreislauf, der hochsensiblen Menschen oftmals Schwierigkeiten bereitet, da das Loslassen vermeintlich schwerfällt. So banal es klingen mag: Auf die Atmung zu achten und das richtige Atmen zu üben ist extrem wertvoll für unsere Stabilität und Bodenhaftung. Beobachte Dich beim Atmen: Fließt der Atem in den Bauch oder „hängt er im Brustraum fest“?
  2. Verwurzeln
    Lenke Deine Aufmerksamkeit mehrmals am Tag bewusst auf Deine Fußsohlen. Stehen sie gleichmäßig am Boden?Hochsensible Menschen neigen dazu, auf Zehenspitzen zu gehen oder den Fuß nicht ganz am Boden aufzusetzen. Gerne haben sie auch die Füße lieber irgendwo oben anstatt am Erdboden.
  3. Barfuß gehen
    So oft es geht und auf möglichst vielen verschiedenen Untergründen.
  4. Auf den Boden legen
    Suche immer wieder Bodenkontakt. Setz oder leg Dich auf den Boden, ganz nach Deiner Passion auf dem Bauch und auf dem Rücken, und nimm bewusst wahr, wie sehr die Erde Dich trägt und unterstützt.
  5. Stock steigen
    Nimm einen kleinen Stock oder Besenstil und steige mit den Fußsohlen darauf herum. Das bringt Kopf und Körper zur Ruhe, etwa fünf bis zehn Minuten sind ausreichend.Sehr gut geeignet auch bei Kopfschmerzen. Achtung: sehr staulösend, kann mitunter schmerzhaft sein!
  6. Fußbad
    Gönn Dir Fußbäder, nicht nur im Winter. Füge dem Wasser grobkörniges Meersalz oder Basensalz hinzu, das entspannt zusätzlich.
  7. Leberwickel
    Ein Leberwickel ist eine großartige Möglichkeit, Geist und Körper zu verbinden und zur Ruhe zu bringen und Cortisol abzubauen. Am besten machst Du den Wickel vor dem Schlafengehen oder am Nachmittag zwischen 13 Uhr und 15 Uhr, dann ist er am Effektivsten. Du brauchst: eine Wärmflasche, ein kleines Handtuch, ein großes Handtuch (Badetuch) und eventuell eine Decke.So geht´s: Die Wärmflasche mit heißem Wasser füllen und auf die Leber (unter dem rechten Brustkorb, mittig bis seitlich) legen, das kleine Handtuch mit warmem Wasser befeuchten und auf die Wärmflasche legen, ein großes Handtuch darüber und eine Decke zum Einwickeln, für ca. 20 – 25 Minuten genießen.
  8. Füße massieren
    Selbst oder vom Partner – großartig erdend und entspannend. Achte besonders auf das Entspannen Deiner Achillessehnen. Diese sind die stärksten Sehnen des Körpers, sie „tragen viel Spannung“.
  9. Hochsensible Menschen neigen zu viel Anspannung. Das zeigt sich körperlich zum Beispiel öfters durch leicht nach vorn geneigte Schultern.
    Tanzen ist großartig, um diese Anspannung zu lösen, ebenso das Schütteln.
  10. Liebevolles Zuhören
    Höre Deinem Körper liebevoll zu. Auch wenn er sich immer wieder mal meldet. Er möchte Dich auf Dinge aufmerksam machen, die der Verstand vielleicht nicht wahrnimmt oder nicht wahrnehmen will.

Liebe hochsensible Leserin, vielleicht war Dir so wie mir schon sehr früh klar, dass irgendetwas in mir anders tickt als bei den Menschen in meinem Umfeld. Ich spürte so Vieles und nahm wahr, was anderen scheinbar verborgen blieb.

Als Kind konnte ich diese Eindrücke weder einordnen noch verarbeiten, war aber zugleich unglaublich neugierig und ließ keine Möglichkeit aus, neue Erfahrungen zu sammeln und Menschen kennenzulernen.

Mein Lebensweg hat mich durch viele Erfahrungen und viele Menschen zu meiner Authentizität geführt und dazu, meine Hochsensibilität als Stärke anzunehmen und dazu möchte ich Dich auch gern einladen.

Unser Körper leidet dann, wenn wir nicht auf ihn hören. Die Stimme unserer Seele ist oftmals zaghaft und leise, über unseren Körper und sein hochkomplexes System haben wir einen wertvollen Wegweiser, um zu unseren Bedürfnissen zu finden, sie zu achten und zu erfüllen. Selbstbewusst und Selbstbestimmt. Frei. In Freiheit. Denn so wurden wir mit unserem einzigartigen Potential geboren.

Herzlichst,

Deine Karin

PS: In diesem Videobeitrag habe ich im Rahmen einer LEMONDAYS Blogparade über meine ganz persönlichen Gedanken über die Wechseljahre gesprochen. Schau gern mal rein.

Bildnachweis: depositphotos.com @ Syda_Productions

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Karin Abriel
Karin Abriel

Karin Abriel begleitet Dich als hochsensible Frau, um wieder zu DIR, DEINEM POTENTIAL und DEINEM TEMPO zu finden. Sie berät Dich ebenso mit viel Herz, wenn Du ein hochsensibles Kind hast, das Unterstützung genau dabei braucht. Unsere (Schul)Systeme sind dafür leider wenig förderlich. Als Coach und Körperarbeiterin unterstützt Dich die erfahrene Therapeutin von ganzem Herzen auf dem Weg zu einem erfüllten hochsensiblen Leben und in DEINE VOLLE KRAFT! meintempo.at

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Karin Abriel begleitet Dich als hochsensible Frau, um wieder zu DIR, DEINEM POTENTIAL und DEINEM TEMPO zu finden. Sie berät Dich ebenso mit viel Herz, wenn Du ein hochsensibles Kind hast, das Unterstützung genau dabei braucht. Unsere (Schul)Systeme sind dafür leider wenig förderlich. Als Coach und Körperarbeiterin unterstützt Dich die erfahrene Therapeutin von ganzem Herzen auf dem Weg zu einem erfüllten hochsensiblen Leben und in DEINE VOLLE KRAFT! meintempo.at

Alle Aussagen und Empfehlungen in diesem Artikel sind sorgfältig recherchiert und für gesunde Frauen gedacht. Unsere Beiträge bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat und es wird keine Haftung übernommen. Auf jeden Fall solltest Du Dich in deinen Wechseljahren regelmäßig mit deinem Gynäkologen besprechen, gegebenenfalls auch mit Endokrinologen und Heilpraktiker.

3 Gedanken zu „Hochsensibel in den Wechseljahren? Eine Herausforderung…“

  1. Liebe Karin,

    herzlichen Dank für diesen tollen, lebensnahen Beitrag. Ich habe mich dort in so vielem wiedergefunden.
    Ich habe den Wald als Energiequelle und Möglichkeit zur Erdung für mich entdeckt und henieße den Aufenthalt dort sehr.
    Zum Thema Wechseljahre finde ich noch wichtig vor Augen zu haben: Auch wenn es sich nicht so anfühlt, es wird wieder besser!

    Herzliche Grüße
    Sabine

    Antworten
    • Liebe Sabine, Erdung ist gerade jetzt ein riesiges Thema. Nicht nur für Hochsensible, aber für die natürlich noch viel mehr.
      Ich persönlich kann auch im Wald richtig auftanken und genieße jede Minute dort.
      Alles Liebe für Dich!

      Antworten

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