Als ich letztens mit einer Freundin über gute Vorsätze für 2022 geredet habe, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass gute Vorsätze generell TOTAL NEUNZIGER sind. Echt jetzt: Sowas macht man heute einfach nicht mehr. Da könnten wir ja gleich alle wieder bemalte Holzohrringe tragen, Caipirinha trinken, uns tätowieren lassen oder im Schnellkochtopf kochen.
Der Trend geht zum Nichtstun, auch bei den Vorsätzen
Die Holländer haben sogar ein eigenes Wörtchen dafür: niksen. Ich persönlich hatte mir sowieso vorgenommen, mir ein ganzes Jahr lang GAR NICHTS vorzunehmen. Nicht das Geringste, noch nicht mal was Kleines. Vielleicht, weil ich hier in der Familie sowieso schon alles und jeden optimiert habe, der nicht bei drei in seinem Zimmer ist. Inklusive mir selbst.
Früher ging noch was, so rein vorsatztechnisch. In den Neunzigern haben wir alle doch noch Kette geraucht und Toast Hawaii in uns reingeschaufelt, wenn wir mal was Gesundes essen wollten. Da hat ein Spezialist in der TV-Werbung noch die gesunden Bausteine von Nutella gelobt! Damals wollten wir alle jetzt aber wirklich zum Sport gehen und haben damit die Anmeldung im örtlichen Fitnessstudio gemeint. Heute erinnert mich mein Online-Hipster-Yogastudio schon an die ersten Januarkurse, wenn ich im Schlaf noch den Prosecco von 2021 ausschwitze.
Was gibt‘s überhaupt noch zu optimieren?
Rauchen? Hab ich 2018 aufgegeben und mich für immer von dem Gedanken verabschiedet, dass ich jemals wieder so lässig aussehen werde wie diese rauchenden Französinnen in meinem Lieblingsbuch. Ernährung optimieren? Seit 2021 Vegetarierin, seit Hashimoto massiv gesund unterwegs. Mit Corona sind dann auch noch die restlichen guten Vorsätze wie „mehr Reisen“, „mal wieder ins Konzert“ oder „Opernabo“ schreiend weggelaufen. Vieles ist einfach Alltag geworden dank der ganzen Ernährungskonzepte, Online-Fitnessstudios, Selbstliebe-Workshops, Metime-Zirkel und Zieleplanern. Das machst Du jetzt bitte alles täglich und am besten nebenher. Soll ja keinen Stress machen.
Vielleicht sollten wir uns daher eher vornehmen, uns lieber wieder ein bisschen gehen zu lassen? Mal wieder was anderes als Weißwein trinken. Laut beim Gruppenyoga pupsen. Mittags fernsehen. Kaufrauschen. Obwohl, da fällt mir ein: Ich hab mich doch bei Instagram gestern für diese 10-Wochen-Nichts-Kaufen-Challenge angemeldet. Das ist doch ein astreiner Vorsatz!
Null Shopping bis Mitte März…
Hilfe. Jetzt, wo ich das hier schreibe, bricht mir gleich auch schon der Schweiß aus. Ich hatte vergessen, wie anstrengend Vorsätze eigentlich sind. Öhm, kann ich lieber wieder mit dem Rauchen anfangen? Kleiner Scherz, ich pack das schon. Tu ich doch, oder. Und überhaupt: Nächstes Jahr ist auch noch ein Jahr.
Bleib frisch und fröhlich.
Deine Nina