Auslöser der Wechseljahre? Das Alter!
Es mag im ersten Moment hart klingen, aber machen wir uns nichts vor: Der Körper altert und macht dabei natürlich auch nicht am Eierstock halt. Das heißt, ab einem gewissen Zeitpunkt lässt die Aktivität des Eierstocks nach und die Konzentration der Hormone, zum Beispiel Östradiol und Progesteron, verringert sich. Meist sinkt zunächst der Progesteronspiegel. Später nimmt auch die Östradiolkonzentration ab.
Beide Hormone haben in den fruchtbaren Jahren der Frau wichtige Aufgaben. So sorgt das Östrogen Östradiol für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, für eine gute Hautspannkraft und schönes Haar, reguliert den Knochenstoffwechsel und Blutdruck. Im ersten Teil des Zyklus wird es vermehrt vom Eierstock ausgeschüttet.
Progesteron ist der Taktgeber im zweiten Teil des Zyklus und bereitet die Gebärmutterschleimhaut vor allem auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Es sorgt aber auch für einen ausgeglichenen und entspannten emotionalen Zustand und wirkt stoffwechselaktivierend.
Der zeitliche Verlauf der Wechseljahre
Wechseljahre mit 35? Bereits ab dem 35. Lebensjahr KANN die hormonelle Regulation durcheinander geraten. Das heißt, dass sich die ersten Anzeichen der Wechseljahre bei manchen Frauen bereits ab Mitte Dreißig bemerkbar machen.
Für 95% aller Frauen beginnt die Übergangsphase mit der Prämenopause zwischen dem 39. und 51. Lebensjahr. Wechseljahre mit 40 sind also überhaupt nicht ungewöhnlich.
Damit sehen wir schon, dass es eine breite Spanne gibt, in der sich die hormonellen Veränderungen entwickeln. Die Übergangsphase mit ersten unspezifischen Symptomen, auf die wir im Folgenden gleich näher eingehen werden, dauert bei 9 von 10 Frauen im Schnitt 2 bis 8 Jahre. Wechseljahren haben also, genauso wie die Pubertät, keinen festen Zeitplan und laufen in viele Variationsbreiten und Ausprägungen ab.
In der folgenden Grafik kannst Du sehen, wie der zeitliche Verlauf der Wechseljahre sein kann.
Klimakterisches Syndrom – Unspezifische Wechseljahresbeschwerden
Für viele Frauen sind die ersten Symptome der Wechseljahre gar keine wirklichen Symptome, sondern oft „nur“ kleine Veränderungen, zum Beispiel die der Menstruationsblutung, des Energielevels oder Veränderungen des Schlafverhaltens, denen sie erst einmal nur wenig Bedeutung beimessen.
Wenn das Gewicht plötzlich (und scheinbar ohne Grund) steigt oder frau es nur noch schwer wieder los wird, sucht sie erfahrungsgemäß zunächst den Fehler bei sich, anstatt auch die Hormone im Verdacht zu haben.
Zum Thema Gewichtszunahme findest Du einige Artikel hier im Magazin, schau Dir beispielsweise mal „Fällt es Dir in den Wechseljahren auch so schwer, am Bauch abzunehmen“ an.
Auch die möglicherweise zunehmenden PMS-Beschwerden, die sich verstärkenden Stimmungsschwankungen vor den Tagen, Kopfschmerzen, Reizbarkeit, empfindliche Brüste oder ein aufgeblähter Bauch, fallen anfangs nicht bewusst auf. Antriebslosigkeit und Libidomangel kennt frau vielleicht schon seit Jahren. All diese kleinen Beschwerden sind typische Symptome der beginnenden Wechseljahre. Anfangs scheint alles ganz harmlos.
Tatsache ist allerdings, dass der Körper sich JAHRELANG auf die Menopause vorbereitet und viele unspezifische Beschwerden bereits Hinweise auf die Übergangsjahre geben.
Typische Wechseljahresbeschwerden in der Prämenopause
Wie oben bereits erwähnt, beginnt diese Übergangsphase, die Prämenopause, meist im Alter von Anfang bis Mitte Vierzig. Ganz typisch dafür, das hast Du in der Grafik auch schon gesehen, ist der Abfall des Progesteronspiegels.
Dadurch entsteht in der Regel ein immer größeres Missverhältnis zwischen Progesteron und Östradiol. Verstärkt sich diese sogenannte Östrogendominanz immer mehr, werden auch die Beschwerden deutlicher.
Die bekanntesten Symptome der Wechseljahre sind Hitzewallungen und Schweißausbrüche.
Eine sich immer stärker ausprägende Schleimhauttrockenheit von Vagina, aber auch Augen, Ohren, Mund oder Magen- und Darmtrakt macht ebenfalls vielen Frauen zu schaffen. Auch Schlafstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen und emotionale Beschwerden, wie depressive Verstimmungen oder sogar Angst- und Panikattacken, können auftreten.
Nachweis der (nahenden) Menopause mit der Speichelanalyse
Immer wieder taucht die Frage auf, wie die Wechseljahre wirklich nachgewiesen werden können. Die veränderten Konzentrationen von Progesteron und Östradiol sind der erste Anhaltspunkt für das beginnende Klimakterium und können sowohl im Blut als auch im Speichel nachgewiesen werden.
Um eine Östrogendominanz genauer bestimmen zu können, nutze ich für meine Patientinnen gerne den Speicheltest, da ich hier eine genaue Aussage über den aktiven Teil der Hormone treffen kann. Je nach Ausprägung der Östrogendominanz ist damit eine effektive naturheilkundliche Unterstützung möglich.
Der Gynäkologe nutzt, nach meiner Erfahrung, generell sehr gerne das Blut zur Hormonanalyse. Bestimmte Hormone, auf die ich im Folgenden näher eingehen werde, können tatsächlich auch nur über das Blut bestimmt werden. Östradiol und Progesteron sind allerdings auch sehr gut im Speichel bestimmbar.
Worin die Unterschiede zwischen Blutanalyse und Speichelanalyse liegen, habe ich dieser Podcastfolge erläutert.
Blutanalyse zur Vorhersage der Wechseljahre
Über die zyklusabhängige Ausschüttung von Östradiol (im ersten Teil des Zyklus) und Progesteron (im zweiten Teil des Zyklus) haben wir schon gesprochen. Gesteuert wird diese Ausschüttung von weiteren Hormonen.
FSH, das follikelstimulierende Hormon, und LH, das luteinisierende Hormon, werden von der Hypophyse, der Steuerungszentrale der Hormone im Gehirn, ausgeschüttet und beeinflussen die Östradiol- und Progesteronausschüttung.
Wird FSH von der Hypophyse ausgeschüttet, wird dadurch im Eierstock das Heranreifen mehrerer Eizellen angeregt. Die erhöhte FSH-Konzentration sorgt für die Ausschüttung von Östradiol. Das heißt: der Östradiol-Spiegel steigt.
Damit die Konzentration von FSH und Östradiol nicht ins Unermessliche steigt, reguliert sich dieses System in einer sognannten Feedback-Schleife selbst.
In der folgenden Grafik kannst Du sehen, dass eine erhöhte Konzentration von Östradiol dafür sorgt, dass die Bildung von FSH gesenkt wird.
FSH steigt in der Prämenopause an
In der Übergangsphase der Wechseljahre reduziert sich bekanntermaßen die Aktivität der Eierstöcke. Sie bilden also immer weniger Östradiol. Innerhalb der Feedback-Schleife ist also die reduzierte Konzentration von Östradiol das Signal an die Hypophyse, MEHR FSH freizusetzen (da die Bremse durch Östradiol nun fehlt), um die Östradiolkonzentration wieder anzuheben. Da der Eierstock diesem Trigger nicht mehr nachkommen kann, steigt der FSH-Spiegel immer mehr an.
Diesen Anstieg kann man in einer Blutuntersuchung nachweisen. Bis zu zwei Jahre im Voraus kann der Frauenarzt oder Heilpraktiker so eine Aussage darüber treffen, ob die Wechseljahre unmittelbar bevorstehen oder nicht.
Anti-Müller-Hormon und Inhibin B sind erniedrigt
Die Konzentrationen von AMH, dem Anti-Müller-Hormon, und Inhibin B geben weitere gute Hinweise, wie nah die Menopause wirklich ist.
Mit Hilfe der Bestimmung des AMH kann der Therapeut eine Aussage darüber treffen, wie viele befruchtungsfähige Eizellen sich noch in den Eierstöcken der Frau befinden. Wenn die Konzentration des AMH sinkt, kann man davon ausgehen, dass der Eierstock nur noch über wenige Eizellen zur Befruchtung verfügt und damit bald seine Arbeit einstellen wird.
Inhibin B ist, wie Du vielleicht schon gesehen hast, ebenfalls an der Regulation von FSH beteiligt. Wird nämlich von der Hypophyse FSH freigesetzt, wird im Eierstock nicht nur Östradiol, sondern auch Inhibin B ausgeschüttet. Dieses Proteohormon sorgt zusammen mit dem Östradiol dafür, dass nicht endlos viel FSH gebildet wird.
Mit der reduzierten Aktivität der Eierstöcke nimmt also nicht nur die Produktion von Östradiol, sondern auch die Bildung von Inhibin B ab.
In der Blutuntersuchung kann also nicht nur die Bestimmung von FSH Aufschluss über die nahenden Wechseljahre geben, sondern auch die Konzentrationsbestimmung von AMH und Inhibin B.
Sind AMB- und Inhibin-B-Wert erniedrigt und das FSH erhöht, geht man davon aus, dass die Wechseljahre in den nächsten zwei Jahren einsetzen werden.
Bei der Blutuntersuchung ist allerdings zu beachten, dass wegen der Hormonschwankungen über den Zyklus die Messung möglichst am 3. Zyklustag erfolgen sollte, um möglichst genaue Inhibin-B-Werte zu erhalten.
Normwerte für Hormone im Blut VOR den Wechseljahren
Hormone | Normbereich | |
1. Zyklushälfte | 2. Zyklushälfte | |
FSH | 2,5 – 10 IE/l | 1,5 – 9 IE/L |
Östradiol | 25 – 200 ng/l | > 80 ng/l |
Progesteron | < 1µg/l | > 5 – 12 µg/l |
AMH | 1 – 8 ng/ml | |
Inhibin B (3. Zyklustag) | 10 – 273 ng/l |
Normwerte für Hormone im Blut in den frühen Wechseljahren
Hormone | Normbereich |
FSH | 10 – 12 IE/l |
Östradiol | Häufig Werte wie vor den Wechseljahren |
Progesteron | Häufig erniedrigte Werte im Vergleich zur Zeit VOR den Wechseljahren |
AMH | 0,4 – 1 ng/ml |
InHibin B (3. Zyklustag) | > 10 – 273 ng/l |
Normwerte für Hormone im Blut in den Wechseljahren
Hormone | Normbereich |
FSH | > 12 IE/l |
Östradiol | < 25 ng/l bzw. < 80ng/l |
Progesteron | Häufig erniedrigte Werte im Vergleich zur Zeit VOR den Wechseljahren |
AMH | 0,4 – 1 ng/ml |
InHibin B (3. Zyklustag) | > 10 – 273 ng/l |
Normwerte für Hormone im Blut nach den Wechseljahren
Hormone | Normbereich |
FSH | 23 – 116 IE/l |
Östradiol | < 20 ng/l bzw. < 80ng/l |
Progesteron | Häufig erniedrigte Werte im Vergleich zur Zeit VOR den Wechseljahren |
AMH | > 0 1 ng/ml |
InHibin B (3. Zyklustag) | < 10 ng/l |
Quellen:
https://www.lifeline.de/diagnose/laborwerte/wechseljahre-fsh-progesteron-oestrogene-id154674.html
https://www.labor-enders.de/amh.html
Bitte beachte, dass von Labor zu Labor auch die Normbereiche variieren können. Das heißt, dass nicht alle Labore die gleichen Werte ansetzen und damit auch das Ergebnis unterschiedlich ausfallen kann.
Laborwerte sind nicht alles!
Laborwerte sind meines Erachtens eine gute Ergänzung, aber nicht das einzige Diagnosemittel, um den zeitlichen Verlauf der Wechseljahre zu beurteilen. Die Zeit des Wandels ist von vielen verschiedenen Veränderungen geprägt. Um die Aktivität der Eierstöcke zu beurteilen, ist die Blutanalyse hilfreich, aber nicht alles!
Wir sollten nicht unterschätzen, dass auch zum Beispiel die familiären Veränderungen, die sich in dieser Zeit oft ereignen, eine wichtige Rolle spielen. Die Kinder werden erwachsen, verlassen das Nest. Das gesamte Leben der letzten 20 bis 25 Jahre verändert sich. Das sind ebenfalls große Einschnitte im Leben, die parallel zu Beschwerden führen oder Symptome verstärken können.
Das Gehirn fängt Feuer
Dr. Christiane Northrup erklärt in ihrem Buch „Weisheit der Wechseljahre“, dass es zahlreiche wissenschaftliche Belege für Gehirnveränderungen in den Wechseljahren gibt. Wie es scheint, beeinflussen die Schwankungen des Östradiol- und Progesteronspiegels auch das limbische System, den emotionalen Teil unseres Gehirns, so dass Frauen sich plötzlich anders wahrnehmen und neue Seiten und Bedürfnisse in sich entdecken.
Buchquelle: Weisheit der Wechseljahre, Christiane Northrup
Gegen die hormonellen Ungleichgewichte ist häufig, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Kraut gewachsen. Und meist sogar nicht nur eins. Naturheilkundliche Unterstützung kann die Beschwerden oft vermindern und das Wohlbefinden verbessern. Doch das ist häufig nur die eine Seite der Medaille.
Offen und neugierig für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu bleiben, ist die oft viel wichtigere Seite, um die Wandeljahre für tiefgreifende Veränderungen im Außen und Innen zu nutzen.
Entfache das Feuer in Dir und werde die Königin, die Du (vielleicht) schon immer sein wolltest.
Herzlichst,
Deine Alex