Was ist noch da, wenn nichts mehr geht?

Samstagabend. Die ersten Sterne funkeln am Himmel und wetteifern mit dem tanzenden Kerzenlicht. Zwischen den Bäumen schimmert der Mond. Es scheint, als hätte er heute Mühe, auf seine Himmelsbahn zu steigen.

Joya lauscht dem Zirpen der Grillen und lässt die letzten Wochen Revue passieren. Ihre Hände zittern. Ihr Pulsschlag saust in schwindelnde Höhen. „Atme!“ flüstert sie sich selbst zu.

Ihr Herz scheint zu stolpern, während sie an diese absolute Ausnahme-Situation denkt. „Atme!“ Joya spricht das Wort wie ein Mantra. Immer und immer wieder. Bis sie spürt, dass sie ruhiger wird.

Was ist da noch?“ ist der Zaubersatz, den sie vor Wochen in einer Kloster-Auszeit gelernt hat. Ein Zaubersatz, der ihr gerade jetzt ganz langsam aus den mühevollen und bleischweren Gedanken heraus hilft.

Was ist da noch, wenn sich das Leben anfühlt, als würde es still stehen und gleichzeitig explodieren?“

Joya lauscht nach außen. Sie hört das Zirpen der Grillen, die ihr Abendlied anstimmen. Sie lauscht angestrengt dem feinen Rascheln einer kleinen Maus, die sich unter ihrer Terrasse ein Blätterhaus gebaut hat.

Sie konzentriert sich auf das leise Plätschern des Baches, der in diesen heißen Tagen kaum noch Wasser mit sich führt.

Joya lauscht nach innen. Behutsam öffnet sie die Türe zu ihrem Herzen, das sofort mit einem gleichmäßigen Pochen antwortet. „Da Dam, Da Dam, Da Dam…“

Vorsichtig schiebt sie sie weiter auf. Magentafarbenes Licht pulsiert ihr leuchtend entgegen.
Es fühlt sich schwer an, ihr Herz. Schwer und träge wie der riesige Mond.

Nicht fühlen“ bittet Joya leise. „Ich will nicht fühlen, ich will dich nur beobachten!“ So hatte sie es vor einigen Wochen gelernt.

Was ist da noch?“ Joya wiederholt die Frage flüsternd, um das schwere Gefühl der Angst ja nicht aufzuwecken und schließt die Augen und konzentriert sich auf ihren Atem. Ein…Aus…Ein…Aus…
Plötzlich öffnet sich vor Joyas innerem Auge ein Weg. Sie erkennt sofort, dieser Weg ist nicht einfach zu begehen. Er scheint steil anzusteigen, mit tiefen Abgründen…aber es ist immerhin ein Weg. Soll sie ihm folgen? Aber wie? Joya erinnert sich. Sie hat gelernt, wie man steile Wege und tiefe Abgründe bewältigt.

  • Sie kann sich vor dem steilen Anstieg zum Aufgeben zwingen lassen, oder die Blumen links und rechts des Weges beobachten und weitergehen.
  • Sie kann sich vor den drohenden Gewitterwolken fürchten oder der Sonne hinter den Wolken entgegengehen.
  • Sie kann in der Nebelwand verhungern, oder durch den Nebel hindurch gehen, bis er sich lichtet. Joya entscheidet sich weiterzugehen. Immer der einen Frage nach, die durch die Talsohlen des Lebens führt: „Was ist da noch?“

Joya spürt, wie sich eine tiefe Ruhe in ihr ausbreitet. Sie öffnet vorsichtig die Augen und blickt erwartungsvoll in das Dunkel der Nacht.

Der Mond hat seinen Anstieg geschafft. Hell leuchtend steht er über den Baumwipfeln und offenbart seine Schönheit am Himmel.

Ein zartes Lächeln huscht über Joya’s Gesicht als noch ein Zaubersatz durch ihre Gedanken tanzt.
Wenn’s nicht mehr geht, geh‘ einfach weiter.

Warst auch du liebe Lemondays-Leserin schon an einem Punkt, an dem dir das Leben ein STOPP-Schild vor die Nase stellte? Kennst auch du Situationen, an denen du dich vor deinen Gefühlen gefürchtet hast und krampfhaft bemüht warst, das auszuhalten? Wie hast du diese bewältigt? Vielleicht magst du uns hier bei Lemondays DEINE GESCHICHTE erzählen?

Ich habe vor kurzem genau dieses Szenario erlebt. Genau diese absolute Ausnahme-Situation. Der totale Crash, der alles auf Point Zero stellt.

Als mein Mann plötzlich schwer erkrankte, blieb ich wie erstarrt stehen. Meine heile Welt schien aus allen sicheren Ankern herauszubrechen. Es dauerte einige Tage, bis ich wieder in meine Kraft zurück gefunden habe.

Ich saß vor einem tiefen Graben voller Warums. Wie soll es jetzt weitergehen, was ist wenn… Ich wusste: Ich kann daran zerbrechen, ich kann in die Knie gehen.

Ich kann aber auch „einfach“ weiter gehen…mitten hinein in den großen Weg des Ungewissen.

Und so fragte ich mich:
„Was ist da noch – wenn alles um mich herum plötzlich schwankt?“
„Was ist da noch – wenn Angst und Sorge-Gedanken die Oberhand gewinnen wollen?“
„Was ist da noch – wenn ich meinen Blick vom drohenden Unheil abwende?“

Ich atmete tief durch, und vor meinem inneren Auge tauchten drei riesengroße R-Buchstaben auf. Plötzlich wusste ich:

  • Ich MUSS nicht in den Abgrund schauen.
  • Ich MUSS nicht vor Verzweiflung alles aufgeben.
  • Ich MUSS nicht immer an das Schlimmste denken.
  • Ich MUSS aber auch nicht die Tatsachen verdrängen.

Es gibt noch eine andere Möglichkeit: Die Arbeit mit den drei geheimnisvollen R‘s.
Rhythmus, Routine und Rituale.

WAS genau beinhalten diese geheimnisvollen drei R’s?

Lass sie uns gemeinsam etwas genauer anschauen:
R wie Rhythmus: Erlaube dir, den Widerstand gegen schwierige Zeiten aufzugeben.

Alles im Leben unterliegt einem gewissen Rhythmus. Tag und Nacht, Kommen und Gehen, Ausruhen und Arbeiten.

Ich habe vor kurzem mit einer meiner zukünftigen LebensDolmetscherinnen dafür ein schönes Bild entwickelt: Wenn du gerne an einem See baden gehst, dann geht das eben nur dann, wenn der See nicht zugefroren ist (wir sind ja nicht alle Eistaucher????) Es macht also keinen Sinn über den gefrorenen See zu schimpfen. Falls du lieber Eislaufen gehst, kannst du auch nicht zornig über den Sommer sein, sondern musst dich geduldig auf den Winter freuen.

Entwickle ein Gefühl für deinen persönlichen Rhythmus.

Wenn du deinen persönlichen Rhythmus besser kennst, kannst du viel leichter ins Fließen kommen. Du erkennst, dass es „Hoch-Zeiten“ und Ruhezeiten gibt. Du erkennst, dass sich alles wandelt und erlebst dabei diesen Wandel nicht als Hindernis, sondern als Wachstums-Möglichkeit. Gerne unterstütze ich dich dabei, deinen persönlichen Rhythmus zu finden.

Die beiden anderen R’s stehen für Routine und Rituale.

Gibt es einen Unterschied zwischen Routinen und Ritualen?

Zunächst scheinen die beiden gewisse Ähnlichkeiten zu haben. Beide entstehen durch Wiederholungen, allerdings mit einem feinen, aber sehr wichtigen Unterschied:
Routinen sind automatisierte und häufig recht unbewusste Handlungen: Wir stehen auf und steigen in das Hamsterrad der Routine. Kaffee kochen, Zähne putzen, anziehen, Frühstücksbrote schmieren, Mails checken, usw.

Routinen geben uns eine gewisse Sicherheit, ein getaktetes Zeitgefühl, und auch das Gefühl, die Kontrolle über unser Leben zu bekommen oder zu halten. Gerade in schwierigen Zeiten brauchen wir Routinen, die uns in der Bahn halten. Damit uns Routinen im Alltag wirklich stärken, sollten wir darauf achten, dass wir aus Routinen Gewohnheiten entwickeln, die uns wirklich gut tun. Dies kann ein Spaziergang im Wald sein, ein kleiner Cappuccino im Café an der Ecke, den du dir nach Feierabend gönnst, BEVOR du nach Hause gehst und deinen Alltagsstress ins Wohnzimmer trägst. Mir persönlich hat es in diesen schwierigen Tagen geholfen, jeden Abend ein Dankbarkeits-Tagebuch zu führen, das meinen Fokus auf das „Was ist da noch?“ vor dem Einschlafen auf das Gute im Leben gelenkt hat.

Rituale haben einen tieferen und deutlich bewussteren Ansatz. Im Gegensatz zu den täglichen Routinen dienen Rituale einem tiefer begründeten Zweck und fordern unsere absolute Präsenz. Manche meiner Klienten erschrecken zunächst, wenn ich über Rituale spreche. Sie befürchten, dass Rituale irgendein spiritueller Hokuspokus sind. Natürlich gibt es spirituelle Hokuspokus-Rituale. Aber Rituale können auch ganz wundervoll „irdisch“ sein.

Einige meiner Lieblings-Rituale kannst du HIER nachlesen…

Doch bevor du weitergehst, lass uns noch einmal kurz bei Joya vorbeischauen. So wie ich sie kenne, hat sie zwischenzeitlich längst in ihre Kraft zurück gefunden. Bestimmt brennen mittlerweile noch ein paar Kerzen mehr auf ihrer Terrasse.

Und außerdem bin ich mir sicher, sie wartet bereits auf dich, um DEINER Geschichte zu lauschen. Weil wir alle gespannt sind, was da noch ist. Nutze gern das Kommentarfeld dazu.

Bis bald.

Herzlichst,
deine Silke

Alle Aussagen und Empfehlungen in diesem Artikel sind sorgfältig recherchiert und für gesunde Frauen gedacht. Unsere Beiträge bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat und es wird keine Haftung übernommen. Auf jeden Fall solltest Du Dich in deinen Wechseljahren regelmäßig mit deinem Gynäkologen besprechen, gegebenenfalls auch mit Endokrinologen und Heilpraktiker.

1 Gedanke zu „Was ist noch da, wenn nichts mehr geht?“

  1. Liebe Silke,
    wie immer ein sehr schöner Artikel mit tausend Links zum Weiterlesen:-) Und man möchte gar nicht aufhören zu lesen und die Umwelt vergessen. Es gibt noch so viel zu tun und meine innere Ruhe ist weg. Es bleibt zu viel liegen, das endlich getan werden will. Ein Sabbatjahr wäre nicht schlecht. Oh ich fühle es wäre mehr als nur nicht schlecht. Es wäre genial. Der Alltag strengt mich seit meinem Krankenhausaufenthalt unverhältnismäßig stark an. Der Kopf ist frei aber auch sehr zerstreut.
    Deshalb mache ich jetzt auch Schluss 🙂
    Bis zum nächsten Mal.
    Ganz herzliche Grüße, Karin

    Antworten

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