Kraftvoll streicht sie ihre Waden aus. Sie ahnt jetzt schon, dass sie ein nächtlicher Wadenkrampf aus dem Bett katapultieren wird wie ein Übungsball aus einer Tennisball-Kanone.
„Wer schön sein will, muss leiden!“ Joya hört die imaginäre Stimme ihrer Großmutter und denkt an die leidvolle Geschichte mit dem Karma.
Wieder einmal war Joya auf die Mine des „Gefallen-Wollens“ getreten und hatte sich dafür heute Abend in ihre hohen Hacken gezwängt, um beim Stehempfang smart und chic Eindruck zu machen. Wieder einmal hatte sie sich selbstkritisch im Spiegel betrachtet und auf ihre legeren Sandalen verzichtet. Wieder einmal hatte sie jedes kleine Polster an ihren Hüften bemäkelt. Wieder einmal… Joya kratzt sich an ihrem Erinnerungs-Punkt hinterm Ohr.
Dabei wollte sie doch endlich die selbstbestimmte und authentische Königin in sich leben.
Herzlich willkommen liebe Leserin, in der Archetypinnen-Serie von Lemondays. Heute betritt mit der Königin eine sehr würdevolle Archetypin die Bühne – oder sollte ich besser sagen: Den Spiegelsaal des Lebens?
Majestätisch schaut die gekrönte Archetypin auf uns Frauen und raunt uns mit einem warmen Blick direkt in unser Herz zu:
„Regierst Du schon, oder reagierst Du noch?“
Hast Du die Königin in Dir schon entdeckt? Die Meisterin der Anmut, Souveränität und Würde
Sie ist keine Regentin, die ihre Autorität dadurch zum Ausdruck bringt, dass sie andere unterdrückt. Sie ist sich ihrer Einzigartigkeit bewusst. Sie schielt nicht nach Aufmerksamkeit und Anerkennung von außen. Sie braucht keine Vergleiche und Selbstkritik. Sie ist. Punkt.
Liebe Leserin, wahrscheinlich hast Du schon bemerkt, dass Dir die Königin in diesem Magazin immer wieder begegnet. Der allererste Königinnen-Artikel unser Chefredakteurin Angela Löhr war übrigens dieser großartige Beitrag: „Die Wechseljahres-Rebellion oder ein Manifest für Königinnen“.
Joya denkt an ihre Freundin. An diesem Abend war Carmen die Königin der Nacht. Wie immer. Denn Carmen hatte etwas an sich, das eine Königin ausstrahlt.
Kennst Du auch diese Frauen, die am Strand mit windzerzausten Haaren und Schlabberlook noch sooo edel wirken, während Du Dich wie ein paniertes Hähnchen fühlst?
Kennst Du auch diese Frauen, die ihren Modeschmuck mit derselben Grazie tragen, als wären es die kostbarsten Geschmeide, während Du Dich mit diesen Klunkern eher wie ein kitschgeschmückter Christbaum fühlst?
Kennst Du auch diese Frauen, die weder einem absoluten Schönheits-Ideal entsprechen noch den teuersten Fummel tragen, und trotz vieler Falten ihr Strahlen und ihre Anmut beibehalten haben und so würdevoll und anmutig wirken, dass sich jeder an sie erinnert?
Dann bist du wahrscheinlich einer wahren Königin begegnet.
Lass uns diese spannende Archetypin KÖNIGIN etwas genauer betrachten, denn sie trägt zwei völlig unterschiedliche Anteile in sich:
Der eine Anteil der Königin betritt die Bühne als rechthaberische Herrscherin. Voller Hochmut und Selbstüberschätzung sticht sie mit ihrer spitzen Zunge in jede noch so kleine Wunde. Sie verpackt ihre Arroganz in schmeichelnde Komplimente, und holt gleichzeitig den Giftapfel aus der Tasche. Wir alle kennen diesen Königinnen-Anteil aus dem Märchen Schneewittchen. Diese Königin beginnt ihre Morgenritual mit dem berühmten Satz „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land…
Der andere Anteil zeigt die wahre Königin.
-
- Sie beklagt sich nicht über die schwierigen Situationen – sie ändert sie. Denn in ihr lebt ein unerschöpflicher Quell aus Kraft und Energie.
-
- Eine wahre Königin trägt die Verantwortung für ihr Leben wie ein kostbares Diadem. Aufrecht und aufrichtig begegnet sie ihren Mitmenschen.
-
- Eine wahre Königin tritt nicht nach unten und schielt neidvoll auf andere. Sie ist sich ihrer eigenen Einzigartigkeit bewusst, unabhängig davon, ob sie in einem Schloss oder in einer kleinen Dachmansarde ihr Reich regiert.
-
- Eine wahre Königin vergleicht sich nicht mit anderen und bestimmt nicht über sie. Sie führt ihr Leben selbst.
-
- Eine wahre Königin strahlt nicht durch makellose Schönheit und Glanz und Gloria. Sie besticht durch ihre Großzügigkeit mit sich selbst und anderen.
-
- Eine wahre Königin ist niemals Opfer und: Sie kritisiert sich nicht. Sie weiß um die Vollkommenheit des Lebens.
Joya steht lächelnd vor ihrem Spiegel. Ihr ist eben wieder eine Übung eingefallen, die sie in einer Auszeit für Frauen gelernt hat:
Damals erlebten sie das Hineinspüren in die wahre Königin durch das würdevolle Schreiten auf einer weiten Treppe eines herrschaftlichen Schlosses. Auf jeder Stufe bekamen sie Zeit, Platz zu nehmen und einige Frage zu beantworten.
Wann fühle ich mich ganz? Wie kleide ich mich, wie bewege ich mich…
Wie wirke ich auf mich selbst? Wie nehme ich mich selbst wahr? Bin ich mit mir zufrieden oder eher kritisch?
Wirke ich ausgeglichen oder nervös?
Was kann ICH für MICH tun? Wir alle wissen sofort, wie wir anderen eine Freude machen können. Doch wie oft erfreuen wir uns selbst? Was gönne ich mir? Denke ich im Mangel, wie eine Bettlerin?
Ist das Maß zwischen Geben und Nehmen ausgeglichen? Hilfsbereitschaft braucht unsere Welt. Sie braucht uns Frauen mehr denn je. Doch wie ausgeglichen ist das Verhältnis, zwischen Empfangen und Verschenken? Und wann hast Du Dich das letzte Mal selbst beschenkt?
Wie starte ich in meinen Tag? Mürrisch, angestrengt, übermüdet, unzufrieden oder würdevoll wie eine Königin im eigenen Reich?
Joya erinnert sich nicht mehr an alle Fragen, aber sie erinnert sich noch sehr gut daran, dass sie – als alle Fragen beantwortet waren – die Treppen wie Königinnen hinauf und hinunter gegangen sind.
Vielleicht magst Du liebe Leserin das würdevolle Gehen auch einmal ausprobieren, wenn Du das nächste Mal die Treppen hochgehst? Du brauchst dafür kein Schloss, das funktioniert in jedem einfachen Treppenhaus oder in jeder U-Bahn-Station genauso:
Richte Dich gerade und schreite aufrecht und bewusst Stufe um Stufe und gib der Königin in Dir Raum sich zu entfalten. Wundere Dich nicht, wenn Dich die Menschen plötzlich viel deutlicher wahrnehmen. ???? Lass die Königin mit jeder Stufe immer größer werden in Dir.
Sie wird Dich beeindrucken, wie stark und kraftvoll sie ist.
Joya holt sich ein leuchtend rotes Papier, schneidet es in Herzform, beschriftet es mit „HALLO KÖNIGIN“ und klebt es als Reminder an ihren Spiegel und strahlt. Sie hat ihre Königin wiedergefunden und weiß:
Die Welt braucht mehr wahre Königinnen wie Dich, vergiss das nicht.
WEIL DU WICHTIG BIST.
Herzlichst
Silke
PS: Der nächste Workshop „Die Amazonen-Reise“ ist schon lange in Startbereitschaft. Vielleicht dürfen wir uns ja auf dieser Reise begegnen. Es gibt schon eine Warte-Liste. Wenn Du Dich auch für diese kraftvolle Kloster-Auszeit interessierst, melde Dich einfach per Mail bei mir, dann kann ich Dich rechtzeitig darüber informieren, wenn sich die Kloster-Pforten wieder für uns öffnen.
2 Gedanken zu „Archetypen Die Königin: Regierst Du schon oder reagierst Du noch?“
Diesen Artikel solllte sich jede Frau zu Herzen nehmen, denn in jeder von uns steckt eine Königin. Mir ist es mal wieder aufgefallen, als ich das letzte Wochenende in einem schon einige Jahrzehnte alten Hotel verbracht habe. Dort gab es eine breite, repräsentative Holztreppe, die so richtig zum Schreiten einlud. Und siehe da, die Königin erwachte und, um einige Zentimeter gewachsen und mit erhobenem Haupt, genoss ich es, Stufe für Stufe hinunterzuschreiten.
Danke, liebe Silke, für diesen Beitrag!
Liebe Silke, mir gefällt dein Artikel wieder sehr gut. Und man erkennt, dass auch Schattenseiten sehr erfreuliches hervorbringen kann. Ich erkenne mich wieder – ui ui ui in der Besserwisserin (pfui) und im 2ten Teil. Diese Geschichte kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, stecke ich doch gerade in einer sehr beengenden Sichtweise. Doch gerade hat sich wieder etwas geöffnet. Von Herzen vielen Dank und ganz liebe Grüße, Karin