Rebellische Gedanken einer postmenopausalen Frau

Das postmenopausale Leben. Ich bin angekommen. Nach wechselhaften Jahren, die dem Namen alle Ehre machten. Es ist Zeit, mich zu verabschieden.
Inhaltsverzeichnis

Es liegt in der Natur einer leidenschaftlichen Autorin, das schreibend zu tun. Diese kleine gedankliche Reise teile ich heute sehr gern mit Dir. Vielleicht findest Du Dich darin ja sogar wieder.

Meine letzte Blutung liegt mittlerweile mehr als zwei Jahre zurück, die Wechseljahre sind also so gut wie durch. Postmenopause nennen das die Experten. Ich bin eine 50jährige Frau und meine körperlich leistungsfähigste Zeit ist also spätestens jetzt Geschichte.

Liebevoll zurückblickend drängt sich mir spontan die Frage auf:

Welche Jahre meines erwachsenen Lebens waren meine schönsten, meine besten und meine stärksten?

Waren es die wilden Zwanziger mit der ausgelassenen Was-kostet-die-Welt-Einstellung?

In meiner Heimatstadt Berlin habe ich sie verbracht, direkt nach dem Fall der Mauer. Ich erinnere mich an politische Diskussionen mit Kommilitonen, an die erste Vier im Studium, an erste Joberfahrungen und meine erste Firmengründung. Die erste brüchige Liebe, verrückte Partywochenenden und die Love Parade. Love, Peace & Techno.

Oder waren es eher die starken Dreißiger, so voll von unfassbarer Liebe?

Ich war Dreißig, in meiner Wahlheimat Hamburg gestrandet und überglücklich, als meine Zwillinge unsere Welt eroberten. Verliebt, verlobt, verheiratet, den Job im Marketing erst pausiert, dann wieder aufgenommen, um später erneut in die Selbstständigkeit zu wechseln. Ein proppevolles und gleichzeitig tieferfülltes Leben in meiner eigenen kleinen Idylle, voller Liebe und Power.

Oder erheben vielleicht sogar die intensiven Vierziger den Anspruch auf die Superjahre meines Lebens?

Mein Jahrzehnt des Wechsels. Geprägt von immer noch sehr, sehr glücklichem Familienleben und den abenteuerlichen Achterbahnfahrten der Hormone. Parallel die faszinierende Beobachtung des Erwachsenwerdens der eigenen Kinder. Meine Kommunikationsagentur, die ersten unsicheren Schritte in die Online-Welt (hier der allererste LEMONDAYS Artikel), die Suche nach mir selbst und das Finden von so vielem mehr.

Ich kann mich nicht entscheiden.

Schreibworkshops

Was bringt mir die postmenopausale Zukunft?

Die Fünfziger werden definitiv nicht meine leistungsfähigsten Jahre sein. Meine Eierstöcke sind verkümmert, die Gebärmutter ist zusammengeschrumpelt. Kein schöner Anblick, wie auch so manches andere an meinem Körper, an das ich mich noch gewöhnen muss.
Alles irreversibel.
Also spare ich mir das Nachtrauern und nehme meinen Körper, wie er ist.
Ich mache das Beste daraus.
Ooops, wo kommt dieser Satz denn plötzlich her?
Ich mache das Beste daraus.
Das ist für mich ein Satz mit Beigeschmack. Umhüllt vom Aroma der Resignation. Wann immer er ausgesprochen wird, folgt zumeist ein tiefer Seufzer.
Ich mache das Beste daraus.
Lass uns einmal gemeinsam die Perspektive wechseln!
Die Textfetischistin in mir betritt nämlich soeben mit einem kecken Grinsen die Bühne. Lassen wir uns diese Worte doch mal auf der Zunge zergehen, sagt sie und denkt laut weiter.
Ich mache das Beste daraus. Ich mache das Beste aus meinem Leben. Das Beste ist gerade gut genug für mich.

Und nun, liebe Leserin, lies diese drei Sätze am besten gleich noch einmal!
Merkst Du was?
Mit diesen Sätzen kannst Du ganze Gebirge versetzen!
Oder Schauspielerin werden oder Bestseller schreiben. Marathon laufen oder durch den Ärmelkanal schwimmen. Dein Haus am Meer finden oder um die ganze Welt reisen. Oder die coolste Großmutter der Welt werden. Was immer Du Dir wünschst.

Und falls Du gerade gedacht hast, das klingt alles etwas kitschig und irgendwie auch arrogant – das Beste soll gerade gut genug für mich sein? Pah…
Dann sage ich Dir jetzt: Diese antiquierten Gedanken darfst Du heute abstreifen. Einfach so.
Du bist nämlich eine Frau, die in ihrem Leben schon so einiges gestemmt hat. Jetzt gerade einen gigantischen Umbau in Deinem Körper. Und das nicht zum ersten Mal in Deinem Leben, nicht wahr?
Vielleicht bist Du wie ich schon so gut wie durch.

Du merkst in der Postmenopause, dass Dein Körper allmählich zur Ruhe kommt, sich einpegelt.

Bei mir schwankt es manchmal noch wie auf einem Segelboot, wenn sich auf der eigentlich ruhigen See doch noch eine Welle unter dem Kiel hindurchschiebt.

Doch ich hänge nicht mehr so oft regelrecht seekrank über der Reeling wie bei den großen Stürmen, die meinen hormonellen Segeltörn in den letzten Jahren geprägt haben.

Ich trimme nur noch hin und wieder mein Segel, um den angenehmen, seichten Wind optimal auszunutzen, halte die Nase in den warmen Wind und schaue mit einem Gin Tonic in der Hand zu, wie am Horizont die Sonne im Meer versinkt.

Ich bin angekommen.

Der kräftezehrende Kampf meiner Hormone neigt sich dem Ende zu. Jedes einzelne Mitglied meines Hormonteams weiß nun, was es zu tun hat.

Meine Hormon-Community zieht wieder an einem Strang.

In den Jahren meines Wechsels habe ich viel gelernt. Ich durfte meinen Körper neu kennenlernen. Er hat sich stark verändert, nicht nur innerlich. Das ist in Ordnung. Außerdem habe ich in meine Seele geschaut. Anfangs sehr zaghaft, fast im Geheimen. Ich habe Gespräche mit mir selbst geführt, meine Sehnsüchte erfragt und immer wieder in mich hineingespürt, ob ich mich richtig verstehe.

Ich habe das Gefühl, ich bin endlich Teil meines eigenen Teams geworden.

Um in der Segelanalogie zu bleiben: Ich bin die Kapitänin und ich trage die Verantwortung für alle, die an Bord sind. Das weiß ich jetzt.
Es geht mir gut. Wirklich gut.

Was bedeutet diese Postmenopause nun für mich?

Möchtest Du wissen, was in der Zeit nach dem Wechsel anders ist als in den Jahren zuvor? Meine größten Veränderungen sind diese drei:

  1. Meine Energie ist zurück. Ich fühle nicht mehr ausgepowert, kraftlos oder bin schlecht drauf. Weil ich meinen Körper besser kenne, als jemals zuvor, kann ich ihm geben, was er braucht. Die sprichwörtlichen Bäume von früher – die reiße ich heute auch wieder aus.
  2. Ich bin viel klarer in allem, was ich tue. In 50 Jahren habe ich verdammt viel gelernt, ausprobiert, erfahren und erlebt. In der Wechselzeit habe ich mein Leben wieder und wieder reflektiert. Daher weiß ich jetzt, was ich kann und was ich will. Ich glaube fast, ich habe eine kleine weise Frau zum Leben erweckt.
  3. Mein Leben mutiert gerade zum großen Abenteuerspielplatz. Ich hole mir mehr und mehr ins Leben, was ich erleben will, bin voller Tatendrang. Von der Rebellin zur Königin: So habe ich vor Jahren schon die LEMONDAYS Facebookgruppe genannt. Rebellin & Königin – ich trage nun beide in mir.

Die Königinnen laufen Dir hier im Magazin LEMONDAYS übrigens immer wieder über den Weg. Der erste Artikel, in dem ich ihnen beim Schreiben begegnete, war dieser hier. Die Wechseljahres-Rebellion oder ein Manifest für Königinnen

Fazit

Rückblickend kann ich sagen, dass ich sehr intensiv gewechselt bin. Einige merkwürdige Erscheinungen der Wechseljahre hätte ich mir sehr gern erspart und vielleicht hätte ich das mit der passenden Unterstützung zur richtigen Zeit auch schaffen können.

Doch es war wie es war und schlussendlich habe ich wohl jeden dieser Schritte gebraucht, um loszulassen und hier anzukommen.

Die Wechseljahre sind eine intensive Phase des Lernens und des Reifens.

Die Jahre des Wechsels haben mich aufgerüttelt, durchgewirbelt und wieder zusammengesetzt. Schonungslos und mit gefühlt ungewissem Ausgang.

Schlussendlich haben sie mich wachsen lassen – zu einer starken Frau, die weiß, was sie will: Das Beste im Leben.

Falls Du die Menopause auch schon hinter Dir gelassen hast: Wie geht es Dir heute? Ich freue mich, von Deinen Erfahrungen zu lesen.

Liebevolle Grüße aus dem Herzen,
Deine Gela

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Alle Aussagen und Empfehlungen in diesem Artikel sind sorgfältig recherchiert und für gesunde Frauen gedacht. Unsere Beiträge bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat und es wird keine Haftung übernommen. Auf jeden Fall solltest Du Dich in deinen Wechseljahren regelmäßig mit deinem Gynäkologen besprechen, gegebenenfalls auch mit Endokrinologen und Heilpraktiker.

3 Gedanken zu „Rebellische Gedanken einer postmenopausalen Frau“

  1. Ein wundervoller Rückblick deines Lebens liebe Gela,
    Ich muss gestehen, ich habe schon seit wer weiß wie vielen Jahren diese Phase hinter mir. Bin auch nicht sehr gestresst oder schmerzhaft durch diese Zeit gegangen. Irgendwie war ich immer so beschäftigt, dass ich wohl auch nicht aufmerksam genug damit umgegangen bin. Aber deine Aufteilung von den Jahrzehnten werde ich im Nachgang mal beleuchten. Das ist schon sehr interessant.
    Herzlichen Dank für deine Offenheit und weiterhin viel Glück und Lebensfreude bei allem was du machst.
    Herzlichst, Karin

    Antworten
  2. Liebe Gela, ich finde du hast wunderbare Worte gefunden um deine „Überfahrt“ In die Postmenozeit zu beschreiben! Ich kann nur von Herzen zustimmen. Ich hin jetzt 57 und die letzten 7 Jahre gehören zu den besten meines Lebens. Die eigene Wahrnehmung verändert sich und trotz Falten und kleinen Zipperleins fühle ich mich schön und stark wie nie. Eine Stärke, die von innen kommt… Mit den Grenzen, die der Körper manchmal setzt. Und jetzt starte ich in das Abenteuer Großmama und bin einfach nur neugierig auf das was da kommt.

    Antworten
  3. Der Tag begann schon mit einer ungewöhnlichen Vorahnung.
    Dieses leichte Kribbeln im Bauch ; dieses Wissen heute geschieht großes.
    Die Zeit bis zum unausweichlichen verging wie im Fluge.
    Der Weg war kurz und ich genoss die zarten Sonnenstrahlen auf meinem ergrauten Scheitel.
    Ich klingelte ; wurde höflich hereingebeten und desinfizierte mir den Geist und meine Hände.
    Der schwarze Lederstuhl bot seine Fläche an und ich sank willenlos hinein.
    Der Umhang umspielte meinen Körper und schien mich höhnisch zu necken.
    Ein kurzer Blick in den Spiegel und unsere Blicke trafen sich auf der Weggabelung in Richtung Himmel oder Hölle.
    Mein Herz schlug wild aber wurde von einer seltsamen Ruhe in Beschlag genommen.
    Loslassen……Vertrauen……neue Wege……Mut……ja , Mut……das gefiel mir!
    Ich ließ mich fallen hob den Arm und gab das Go.
    Die Schere blitzte in der Sonne und ich folgte dem Geräusch der monoton fallenden Strähnen.
    Mit jeder einzelnen fielen Schmerz,Trauer und Leid zur Erde.
    Es gab kein Zurück mehr ; die Entscheidung für ein neues Ich wurde mir durch den göttlichen Begleiter abgenommen.
    Eine ungewöhnliche Leichtigkeit und Lebendigkeit durchströmte meine müden Glieder.
    Und ja…… die Frau vor dem Spiegel war noch immer ich.
    Zaghaft und neu war der Griff in den Nacken , die neue Lebendigkeit meines Haarschopfes beflügelte mich.
    Auf der Heimfahrt betrachtete ich wohlwollend mein Spiegelbild in der Scheibe.
    Danke für Engel die es tatsächlich da draußen gibt , denen du dich anvertrauen darfst und die dein Leben bereichern.
    In diesem Sinne…..nur Mut bei allem was vor Euch liegt.
    Herzlichst Michi

    Antworten

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