Östrogen und Progesteron – Hauptakteure des weiblichen Zyklus
Estradiol, also Östrogen, ist das Hormon, das in der Pubertät die Brüste, Scham- und Achselbehaarung wachsen lässt. Hat die junge Frau genügend Estradiol im Blut, entstehen die typischen weiblichen Rundungen an Hüfte und Po. Das Wachstum von Gebärmutter, Eierstöcke, Eileiter wird durch Östrogene verursacht. Jetzt kommt Leben in die Bude und die erste Menstruationsblutung tritt ein.
Alles in allem, kann frau guten Gewissens behaupten, dass zum Großteil das Hormon Östrogen für die typischen weiblichen Merkmale sorgt.
Gebildet wird Estradiol vor allem im Eierstock, in den Follikeln, den Vorläufern der Eizelle.
Wusstest Du, dass auch das Fettgewebe Estradiol produziert? Das ist der Grund, warum frau in den Wechseljahren häufig ein paar Pfündchen zulegt. Damit kann sie dann ihren sinkenden Östrogenspiegel besser regulieren. Wechseljahresbeschwerden könnten dann tatsächlich milder ausfallen.
Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie deutlich sich die Wirkung dieses Hormons bei uns Frauen zeigt.
Östrogen ist, zusammen mit dem Progesteron, Hauptakteur des weiblichen Zyklus.
Die Venus – Sinnbild der Weiblichkeit
Sicherlich hast Du dieses Zeichen schon mal gesehen. In der Biologie wird es als Symbol des weiblichen Geschlechts dargestellt. Es wird auch als Venussymbol bezeichnet und gilt als die stilisierte Darstellung des Handspiegels der Venus.
Ist die Venus, oder ihr griechisches Pendant die Aphrodite, nicht DAS Sinnbild der Weiblichkeit?
Der kleine, feine Unterschied zwischen Mann und Frau
Wenn wir es nur rein biologisch betrachten würden, dann wäre es das doppelte X-Chromosom. Zwei X, statt XY hat die Frau – das ist der kleine, aber feine Unterschied, zwischen Mann und Frau. Doch Frau und Mann unterscheidet soviel mehr, als nur der genetische Code.
Bis zur Pubertät gibt es nur wenige (aber natürlich deutliche ;-)) Unterschiede zwischen Jungs und Mädchen. Mit der Pubertät beginnt allerdings eine neue „Ära“, weil die Hormone „verrückt spielen“ und der Körper sich deutlich verändert.
Eine der wichtigsten Rollen spielt dabei das weiblichste aller Hormone, das Östrogen.
Funktion und Aufgaben des Hormons Östrogen
Östrogen – Hormon der „Selbstsicherheit“
Im ersten Teil des weiblichen Zyklus´sorgt das Östrogen, speziell das Estradiol, für den Aufbau des Gebärmutterschleimhaut und lässt einige Follikel im Eierstock zu befruchtbaren Eizellen heranreifen. Eine dieser Eizellen macht dann schließlich das „Rennen“ und wird beim Eisprung in den Eileiter freigegeben (alle anderen Eizellen werden abgebaut und können nicht mehr verwendet werden).
Kurz vor dem Eisprung steigt dann der Estradiol-Gehalt nochmal deutlich an. So wird der Eisprung tatsächlich eingeleitet.
In dieser Zeitspanne ist frau häufig sehr klar, kann sich gut strukturieren, sprüht vor Energie und weiß genau, was sie will. Sie wirkt selbstsicher und stark. Zum Eisprung verstärkt sich dieses Verhalten und frau wirkt noch anziehender und attraktiver auf Männer.
Da hat sich die Natur was Schlaues ausgedacht, damit die Menschheit nicht ausstirbt, nicht wahr?
Im zweiten Teil des Zyklus ist es weniger aktiv. Doch erst durch den Abfall der Konzentration des Hormons Östrogen kann die monatliche Blutung einsetzen.
Das ist allerdings nur ein Bruchteil der Aufgaben, die das Estradiol in unserem Körper erledigt.
Östrogen – ein Hormon für starke Knochen
Zusammen mit Progesteron und Testosteron hat das Östrogen die Aufgabe, die Arbeit der Osteoklasten, das sind knochenabbauende Zellen, herunterzuregulieren.
Bei Osteoporose, dem gefürchteten Knochenschwund, an dem vor allem Frauen leiden, spielt die verminderte Konzentration des Estradiols in und nach den Wechseljahren eine große Rolle. Fehlt das Estradiol, werden die knochenabbauenden Osteoklasten nicht mehr runterreguliert, das heißt, der Knochen kann porös werden und leichter brechen.
An dieser Stelle möchte ich allerdings nicht unerwähnt lassen, dass Osteoporose nicht nur durch einen Estradiolmangel verursacht wird. Rauchen, genereller Bewegungsmangel, Cortisol-Langzeiteinahme, Vitamin-D-Mangel, Kalziummangel und Diabetes-Typ-1 sind weitere wichtige Faktoren, die bei der Entwicklung von Osteoporose eine große Rolle spielen.
Was Östrogen für unsere Haut tut
Östrogen vermindert zum Beispiel die Talgproduktion und sorgt für Hautspannkraft und schönes Haar. Das erklärt, warum frau sich im ersten Teil des Zyklus eher selten mit Pickeln im Gesicht und fettigem Haar herumärgern muss.
Wir wissen ja, dass in diesem Zeitraum die Estradiol-Konzentration erhöht ist. Sobald nach dem Eisprung die Progesteron-Konzentration steigt und damit das Estradiol abnimmt, werden auch bei mancher Frau die Pickelchen mehr und die Haare tatsächlich schneller fettig.
Ja, hier dürfen wir wirklich den Hormonen die Schuld geben.
Wie Östrogen das Gewicht beeinflussen kann
Noch ein wichtiger Punkt, der viele Frauen oft zur Verzweiflung bringt. Estradiol ist mit dafür verantwortlich, dass Natriumchlorid und Wasser im Körper zurückgehalten werden. Was im Extremfall dann zu Wassereinlagerungen und einer für frau „absolut unverschämten“ Gewichtszunahme kommt.
Liebe Leserin, Gewichtszunahmen durch Wassereinlagerungen sind in den Wechseljahren keine Seltenheit und manchmal können das bis zu 5 (!) Kilogramm sein. Eine Frechheit, ich weiß, doch wenn Du weißt, dass einfach „nur“ Dein Östrogen verrückt spielt, kannst Du vielleicht etwas entspannter mit dieser Situation umgehen.
Wechseljahre: Östrogenmangel oder Östrogendominanz?
Was heißt Östrogendominanz?
In den Wechseljahren nimmt zwar grundsätzlich die Funktion der Eierstöcke ab, also wird tatsächlich weniger Estradiol und Progesteron gebildet. Doch selten hat frau von Anfang an, also bereits in der Prämenopause, einen Mangel an Estradiol. Viel häufiger kommt es tatsächlich zu einem Estradiolüberschuss, der auch gerne als Östrogendominanz bezeichnet wird.
Symptome einer Östrogendominanz
Viele Frauen klagen bei einer Östrogendominanz über dicke Beine und schmerzhafte Brüste. Das liegt daran, dass das Estradiol ja Gewebewasser zurückhält und dieses Wasser es sicher gerne mal in den Unterschenkeln und der Brust „bequem“ macht. Und ganz nebenbei zeigt die Waage innerhalb von einer Woche plus drei Kilogramm an. Was für eine Frechheit!
Die Gewichtszunahme kann allerdings auch dadurch zustande kommen, dass die Schilddrüse weniger effektiv arbeitet. Bei zu viel Estradiol im Blut wird die Schilddrüse gehemmt, der Stoffwechsel reguliert sich runter und es scheint fast so, dass alleine das Ansehen der Schokolade die Pfunde auf den Hüften wachsen lässt.
Gerne verteilt sich das vermehrte Fett ganz „à la Estradiol“ an Bauch, Hüften, Oberschenkeln und der Brust. Ja, da macht das Weiblichkeitshormon seinem Namen alle Ehren.
Vollkommen unnötig kann es durch eine relative Östrogendominanz auch zu Bluthochdruck kommen. Estradiol hat durch die wasserrückhaltende Wirkung manchmal auch die Neigung, die Aktivität der blutdrucksteuernden Hormone zu verstärken und so steigt der Blutdruck. Und das ist keine harmlose Sache!
Was heißt Östrogenmangel?
Mangelt es an Estradiol, häufig erst in der Peri- und Postmenopause, also gegen Ende der Wechseljahre, wenn das Progesteron im Vergleich zum Estradiol nicht zu niedrig ist, wird es auch nicht schöner. Denn Östrogenmangel heißt, dass die Hitzewallungen grüßen lassen!
Das meistgenannte Symptom der Wechseljahre sind die Hitzewallungen, das vermehrte Schwitzen und/ oder der Nachtschweiß, der Frau oftmals wahnsinnig macht.
Du erinnerst Dich sicherlich, dass ich Dir erzählt habe, dass das Estradiol auch die Haut straff hält und die Talgproduktion verhindert. Fehlt Estradiol, kann es sein, dass frau plötzlich wieder Pickel bekommt und die Haut dünn, trocken und faltig wird.
Schlafstörungen sind bei vielen Frauen auch keine Seltenheit, die häufig durch den Progesteronmangel zu Anfang und später durch den Estradiolmangel verursacht werden. Auch ein hoher Stresslevel kann sich hier zusätzlich negativ auswirken.
Natürliche Unterstützung bei Östrogenschwankungen
Ach du lieber Himmel, so ein kleines Hormon hat so eine große Kraft? Und das muss frau jetzt so hinnehmen?
Nope! Eine natürliche Unterstützung aus der Kräuterheilkunde kann frau oft dabei helfen, die Beschwerden zu mildern.
Frauenkräuter zum Hormonausgleich in den Wechseljahren
# 1 Wurzel der Frau – Squaw Root
Dieses Kraut mit dem schönen Namen „Wurzel der Frau“ kommt aus Nordamerika und vielleicht kennst Du es auch unter dem Namen „Traubensilberkerze“. In naturheilkundlichen Kreisen wird es gerne als DAS postmenopausale Kraut schlechthin bezeichnet. Diese Pflanze gleicht auf ganz sanfte Weise den Östrogenmangel aus.
Bei den amerikanischen Ureinwohnern wurde diese Pflanze sehr gerne zur Erleichterung der Geburt und bei schmerzhaften Gelenksentzündungen eingesetzt. Bei uns wird es häufig bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. In Studien konnte eine hormonähnliche Wirkung der Wurzel nachgewiesen werden.
Besonders bei den typischen Wechseljahres-Symptomen wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Schlafstörungen, depressiven Verstimmungen und vaginaler Scheidentrockenheit wird es gerne eingesetzt.
Übrigens: Laut Pharmazeutischer Zeitung können auch Frauen mit einem hormonrezeptorpositiven Krebs, z. B. Brust- oder Gebärmutterkrebs, diese Pflanze einnehmen. Allerdings möchte ich immer wieder darauf hinweisen, dass Betreuung durch den Therapeuten / Heilpraktiker immer angeraten ist.
Im April 2018 veröffentlichte die Zeitschrift Öko-Test eine Bewertung von 25 verschiedenen Mitteln gegen Wechseljahrsbeschwerden. Die Traubensilberkerze schnitt als einziges Kraut mit sehr gut/gut ab. Wer sich für ein Produkt mit Traubensilberkerze interessiert, kann sich im verlinkten Artikel gut informieren und dann entscheiden, welches das beste Produkt für die individuellen Wechseljahresbeschwerden ist.
Eine kleine Einschränkung gilt es allerdings zu beachten. Bei Überdosierungen und Langzeitanwendungen von Nahrungsergänzungsmitteln (das sind keine Arzneimittel!) kam es zu Leberschädigungen. Darauf weist der Arzneimittel-Beipackzettel explizit hin.
Die korrekte Einnahme und die Unterstützung durch Arzt oder Heilpraktiker ist in den meisten Fällen zu empfehlen, um Überdosierungen zu vermeiden und die Mittelwahl noch besser an die Beschwerden anzupassen.
# 2 Sibirischer Rhabarber – Rhapontikrhabarber
Die Wurzel dieser Pflanze wird in der Frauenheilkunde gern verwendet, ganz besonders zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden. Dabei stehen die psychischen und neurovegetativen Beschwerden, also Stimmungsschwankungen, Angst- oder Panikattacken, depressive Verstimmungen, Schlafstörungen, Gedankenkreisen, Herzrasen oder einfach Unruhegefühle, im Vordergrund.
Inzwischen konnte auch nachgewiesen werden, dass auch diese Pflanze keine Auswirkungen auf den Estrogen-Rezeptor hat, so dass auch Frauen mit einer hormonrezeptorpositiven Krebserkrankung darauf zurückgreifen können. Hier der entsprechende Artikel aus der Pharmazeutischen Zeitung.
Es gibt allerdings nur wenige Arzneimittel, die die Wurzel des sibirischen Rhabarber als Inhaltsstoff enthalten. Meines Wissens bietet derzeit nur die Firma Loges das femiLoges® an. Auch hier lohnt es sich in der Apotheke eine Beratung in Anspruch zu nehmen und nach Arzneimitteln mit sibirischem Rhabarber zu fragen.
# 3 Die Allesheilerin unter den Frauenkräutern – Alchemilla
Der Frauenmantel, die Alchemilla, lässt sich aus der Frauenheilkunde nicht wegdenken. Als Symbolpflanze, die alles umhüllt und behütet, spiegelt sie die Urweiblichkeit der Frau wider. Als Allesheilerin ist Alchemilla immer ein wunderbares Basismittel, um Frauenbeschwerden zu verbessern und auszugleichen.
Besonders in den Wechseljahren wird der Frauenmantel gern als Heilpflanze für die Seele eingesetzt.
In der Kräuterheilkunde wird gern auch über den Transformationsprozess gesprochen, den eine Pflanze ermöglicht. Beim Frauenmantel ist immer die Weiblichkeit oberstes Gebot. Das Weiche und Weibliche anzuerkennen, zu leben, sich zu öffnen und gleichzeitig für ausreichend Schutz so sorgen, dabei soll die Pflanze helfen.
Gerne wird der Frauenmantel als Teemischung verwendet. Manche Apotheke mischen sogar ihre eigenen Frauenmanteltinkturen. Die Firma Ceres bietet zwei schöne Produkte mit Alchemilla an. Hier entscheidet dann vor allem das Beschwerdebild, welches das passende Mittel sein kann.
Und gerne weise ich nochmal darauf hin, dass eine passende Mittelwahl am besten in Unterstützung mit einem Arzt oder Heilpraktiker erfolgen sollte.
Wechseljahre – Der Moment, wenn das Gehirn Feuer fängt
Liebe Leserin, die Wechseljahre können ganz schön fordernd sein. Häufig ist natürlich vordergründig das Hormonsystem in Aufruhr.
Dahinter steckt meist auch die Frage: „Was wird jetzt aus mir?“, „Wie will ich mein Leben weiterführen?“. Die Wechseljahre sind, wie die wunderbare amerikanische Autorin Christiane Northrup in ihrem Buch „Weisheit der Wechseljahre“* sagt, der Moment, wenn das Gehirn Feuer fängt.
Und genau so ist es. Bisher zählte vielleicht eher das körperliche und geistige Sein, Leben zu schenken und sich darum zu kümmern. Wenn diese Zeit zu Ende geht, ist es nicht DAS Ende, sondern „einfach nur“ das Ende einer Phase.
Und die neue Phase kann genauso viel, wenn nicht sogar noch viel mehr, Aufregendes und Interessantes bieten.
„Unterstütze Deinen Körper, wenn er Dir arge Probleme macht. Doch denke auch immer daran, dass Dein Geist Deinen Körper beeinflusst. Wie Du mit Dir umgehst und über Dich denkst, beeinflusst ebenfalls, wie gut oder eben schlecht Du Dich in dieser Zeit des Wechsels fühlst.“ Alex Broll
Dass Du hier bist, bei LEMONDAYS, und Dich informierst und vielleicht sogar in der Facebook-Gruppe austauschst, ist wunderbar, denn Du bist nicht alleine mit Deinen Sorgen, Gedanken und Beschwerden. Uns Frauen tut der Austausch gut. Also sorgen wir dafür, dass Du Dich gut austauschen kannst. Und wenn Du das Gefühl hast, Deine Beschwerden schränken Dich zu sehr ein, dann hole Dir Hilfe beim Arzt oder Heilpraktiker.
Wenn Du eine Frage zum Östrogen hast, stell sie gern im Kommentarfeld unter diesem Artikel.
Herzlichst,
Deine Alex
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